Geburtsbericht
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Leser-Geburtsbericht: Bettina H. erzählt

Am Morgen des 14.06.2019 bin ich bereits ET+7 und seeehr gefrustet. Der Umzug erst vor einem Monat, der damit verbundene Stress und die viele Arbeit der letzten Wochen hängen mir nach, das Wetter ist unangenehm und ich habe keine Lust mehr. Ich bin einfach sehr schlecht drauf. Am Vormittag gehe ich eine Runde spazieren, da Bewegung ja den Geburtsbeginn fördern soll, aber auch das tut mir nicht gut. Es ist unangenehm heiß, ich bekomme seltsame Schmerzen ähnlich Seitenstechen und kehre bald wieder um nach Hause.

Mittags habe ich einen Kontrolltermin im Geburtshaus. Mein Mann, der kurz vorher nach Hause kommt, bemerkt meine schlechte Stimmung und begleitet mich dorthin. Der Termin ist bei der Hebamme, die auch schon unsere große Tochter auf die Welt gebracht hat. Sie bemerkt sofort meine Stimmung und meint, das würde eine hormonelle Umstellung anzeigen und ab da würde es normalerweise noch 2-3 Tage dauern. Da das Köpfchen noch nicht sehr tief im Becken sitzt, macht sie eine kleine Übung mit mir. Ich muss mich auf den Rücken legen, sie drückt eine Hand sanft an mein Becken und wackelt gleichzeitig mit meinem Knie hin und her. Die nachträgliche Überprüfung der Babyposition ergibt, dass sich der Kopf tatsächlich gesenkt hat. Zufällig hat sie an dem Tag auch Dienst und wir sprechen darüber, wie gut das doch passen würde usw. Kurz darauf verlassen wir das Geburtshaus wieder und interessanterweise habe ich ab diesem Zeitpunkt Wehen. Nicht sehr intensiv, aber sehr regelmäßig alle 3 min. Trotzdem beschließen wir mit unserem Tagesplan weiterzumachen und fahren erstmal zum Burger King und danach zum Mömax. Die Wehen kommen regelmäßig die ganze Zeit über und zwar so, dass Sitzen schon recht unangenehm wird und ich im Stehen unwillkürlich mit dem Becken schaukle und kreise. Nach den ganzen Besorgungen fahren wir wieder nach Hause. Meine Eltern sind an dem Tag da und haben sich um unsere große Tochter gekümmert. Daheim lege ich mich erstmal in die Badewanne, um den berühmten Test zu machen. Die Wehen bleiben, werden sogar eher intensiver. Ok, ich habe inzwischen immerhin gelernt, dass das mit hoher Wahrscheinlichkeit heißt, dass die Geburt losgeht. Aber ich denke, wir sind noch sehr am Anfang, da ich die ziemlich langwierige Geburt der Tochter im Hinterkopf habe. Ich rufe trotzdem die Hebamme schon mal an, um ihr zu sagen, dass ich Wehen habe und mich wieder melden würde. Zu dem Zeitpunkt ist es 17:20 und ich liege noch in der Wanne. Meine Mutter ist supernervös und meint, wir müssen jetzt losfahren. Ich denke zwar nach wie vor, dass wir noch ewig Zeit haben, aber gut, wir können ja schon ins Geburtshaus fahren. Tatsächlich brauche ich Ruhe, um mich auf mich zu fokussieren und das geht dort besser als Zuhause mit meiner Tochter und den Eltern. Also ziehe ich mich an und will in Ruhe alle Sachen zusammen sammeln. Ich lege mich allerdings zuerst kurz zu meiner Tochter aufs Sofa, weil ich noch ein bisschen mit ihr kuscheln und mich in Ruhe verabschieden will. Dann die große Überraschung: die Fruchtblase platzt und zwar heftig! Ein Schwall Flüssigkeit ergießt sich überallhin. Jetzt sind so ziemlich alle im Panikmodus. Ich ab ins Bad, dabei schreie ich dem Mann zu, wo die nötigen Sachen zu finden sind. Er rennt durchs Haus, um alles einzusammeln. Meine Mutter, die sowieso schon nervös war, ist jetzt der Panik nahe. Im Bad rufe ich die Hebamme nochmal an, um ihr zu sagen, dass wir jetzt kommen. Dann ins Auto und los geht’s, es ist 18:00 Uhr. Der Mann rast durch unsere Neubausiedlung, einige Nachbarn stehen an der Straße und gucken neugierig. Die denken sich bestimmt alle ihren Teil. Die Autofahrt ist der blanke Horror. Seit dem Blasensprung sind die Wehen heftig, sitzend im Auto kaum auszuhalten, ich töne schon kräftig mit und spiele mit dem Gedanken mich auf den Sitz zu knien. Dazu rast der Mann wie ein Irrer durch die Stadt, einmal sogar bei Rot über die Ampel und ich habe auch noch Angst, dass wir einen Unfall bauen. Ziemlich schnell erreichen wir das Geburtshaus und finden zum Glück einen Parkplatz vor der Tür. Dann die Ernüchterung: die Tür ist verschlossen, es ist noch niemand da! Ok, wir bleiben einfach vor der Tür stehen und ich veratme und vertöne an meinen Mann gelehnt die Wehen. Zwei Passanten erkundigen sich, ob alles in Ordnung ist, einer von ihnen ist Arzt und bietet seine Hilfe an. Lieb gemeint, aber mir kann jetzt niemand mehr helfen. Zum Glück kommt einige Minuten später auch unsere Hebamme angejoggt. Wir kämpfen uns zusammen die Treppen hoch in den ersten Stock und ins Gebärzimmer. Dort breitet die Hebamme schnell einige Unterlagen aus und ich lasse mich vor dem Bett auf die Knie nieder. Ab diesem Zeitpunkt bin ich komplett in meiner eigenen Welt und konzentriere mich auf das, was vor uns liegt. Die Wehen sind heftig und schwer auszuhalten. Deutliche Wehenpausen gibt es nicht, die Wehen gehen fließend ineinander über. Eine Untersuchung ergibt, dass noch eine Muttermundslippe vorhanden ist und der Kopf deshalb noch nicht weiter nach unten kann. Allerdings spüre ich schon großen Druck und kann es kaum verhindern mit zu pressen. Wir probieren ein paar Positionen, um den Druck etwas zu mildern, aber die meiste Zeit bin ich auf den Knien, teilweise an meinem Mann, teilweise am Tuch hängend. Die Ankunft der zweiten Hebamme nehme ich nur am Rande wahr.

Nach einer Stunde fragen mich die Hebammen, ob ich in die Wanne möchte, da das entspannend wirken könnte. Ich sage ja. Irgendwann ist die Wanne soweit und die anderen helfen mir hinein. Das warme Wasser wirkt tatsächlich Wunder. Es gibt auf einmal wieder deutlichere Wehenpausen und alles ist viel besser aushaltbar. Genialerweise hängt auch über der Wanne ein Tuch, in das man sich krallen kann. Es vergeht noch einige Zeit in der Wanne, bis ich auf einmal spüre, dass sich der Druck irgendwie verändert. Die Hebamme untersucht noch einmal und stellt fest, dass der Muttermund ganz offen ist. Endlich bringt der Pressdruck auch etwas und ich mache einfach mit. Unwillkürlich stelle ich mein linkes Bein auf und wechsle damit in die Hocke. Bei meinem ersten Kind hat diese Phase ewig gedauert, deshalb bin ich sehr überrascht, als die Hebamme mir nach einigen Wehen sagt, dass man den Kopf sehen kann. Sie meint, dass das jetzt noch ein paarmal vor und zurück gehen könne. Dem ist aber nicht so. Schon in der nächsten Wehe schiebt sich der Kopf komplett nach draußen. Es brennt wie verrückt und der Dehnungsschmerz lässt mich kurzzeitig in Panik verfallen, da es sich so anfühlt, als könne das unmöglich funktionieren und ich würde gleich zerreißen. Ich bin mental absolut nicht darauf vorbereitet, dass der Kopf jetzt schon kommt und sage sowas Geistreiches wie „Kommt das Baby jetzt schon?“ Die Panik hat man mir sicher auch angehört, meine Schreie haben in dem Moment eine neue Qualität erreicht. Aber es ist nur ein kurzer Moment und dann ist der Kopf da. Die Wehenpause scheint ewig zu dauern, aber irgendwann kommt die nächste Wehe und unser Baby rutscht mit etwas Hilfe der Hebamme nach draußen. Es ist 20:01 Uhr. Sie hebt ihn sofort aus dem Wasser, ein erster Schrei von ihm und gibt ihn mir in die Arme. „Er ist da!“ sind meine ersten Worte. Ich lehne mich in der Wanne zurück, voller Glück, Erleichterung und Stolz und blicke erst in die gerührten Augen meines Mannes und schaue dann zu den beiden Hebammen, die uns anstrahlen. Sie lassen uns aber nur kurz in der Wanne ruhen und helfen uns dann schnell raus und auf das große Bett. Dort wickeln wir uns in Handtücher und bewundern uns gegenseitig.

Diesen schönen Geburtsbericht hat Bettina geschrieben :)

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