Geburtsbericht
Geburtsberichte

Geburtsbericht: Leserin Marion L. erzählt

Es ist Dienstagsbend im Februar 2023. Der ET ist erst in 5 Tagen, aber ich bin wahnsinnig ungeduldig und will unbedingt, dass es endlich los geht. Also probieren wir alles, was man so im Internet findet. Treppen steigen, Brustwarzenstimulation, wippen auf dem Pezziball und natürlich Sex. Es tut sich nichts. Bis zu dem Tag hatte ich nicht mal eine Übungswehe. Also gehen wir schlafen. Um kurz vor halb 2 werde ich wach, hiefe den schweren Bauch aus dem Bett und gehe pinkeln. Als ich gerade wieder liege, spüre ich ein ziehen. Huch, denke ich, wo kam das denn her?! Ich mache mir keine weiteren Gedanken. Doch noch bevor ich wieder eingeschlafen bin, kam wieder ein ziehen. Ich wurde neugierig und wartete ab, ob noch etwas passierte. 20 Minuten später zog es wieder. Es war kurz nach 2. Da stand ich leise auf, ging runter und zündete erstmal den Ofen an :D Draußen waren es -5 Grad. So wartete ich im Licht der Flammen ab was passierte. Immer wieder zog es und es wurde stärker. Ich schrieb auf: “2:25, 2:43, 2:52, 3:00, 3:10”. Dann beschloss ich meinen Mann zu wecken. Ich fragte ihn voller Vorfreude, ob er bereit wäre heute Papa zu werden. Die Wehen waren nun als solche zu erkennen und wurden zackig so stark, dass ich unter der Wehe nur noch atmen konnte. Wir riefen dann um 4 Uhr die Hebamme an. Gerade als wir telefonierten, kam wieder eine Wehe. Sie fragte meinen Mann, seit wann ich denn unter der Wehe nicht mehr sprechen könne. Circa 20 Minuten, antwortete er. Sie machte sich sofort auf den Weg und war um viertel nach 4 bei uns. Sie beobachtete mich eine Weile, dann fragte sie, ob sie mich einmal untersuchen dürfte. Durfte sie. Der Muttermund war zu dem Zeitpunkt bei 3-4cm. Ich freute mich, das war doch schon nicht schlecht. Dann schrieben wir auf der Couch ein CTG. Die Wehen kamen da schon alle 3-4 Minuten, waren aber immer sehr kurz. Meine Hebamme fürchtete, dass die Wehen dadurch nicht besonders effektiv sind. Nach einer halben Stunde am CTG wollte sie gerne nochmal nach dem Muttermund schauen. 7cm. Okay, die Wehen waren also doch effektiv. Wenn wir noch ins Krankenhaus wollen, dann müssen wir aber jetzt langsam mal los, sagte sie. Und es sei definitiv zu kalt für eine Geburt im Auto, wir müssen also ankommen! Um 6 saßen wir im Auto, ich hatte nun alle 2-3 Minuten eine Wehe und ein wahnsinnig starkes Druckgefühl, das war unglaublich schwer auszuhalten. Die 25 Minuten Fahrt waren die absolute Hölle, ich dachte wirklich mein Sohn kommt im Auto zur Welt. Ich tönte wahnsinnig laut und leidend.
Wir schafften es ins Krankenhaus, es war 6:25 Uhr. Natürlich war der Storchenparkplatz belegt. Also ließ mein Mann mich auf meine Anweisung hin direkt am Eingang raus, meine Hebamme im Auto hinter uns parkte irgendwo am Rand und mein armer Mann musste zum Besucherparkplatz. Aber 2 Minuten nach mir war er dann auch im Krankenhaus. Wir gingen zum Kreißsaal, begleitet von einer Wehe nach der anderen. Dort wartete schon die Kollegin meiner Hebamme. Im Kreißsaal angekommen zogen sie mir die Hose aus. 2 Wehen später gab es ein absolut filmreifes PLATSCH und meine Fruchtblase ergoss sich über den Boden. Alle gingen davon aus, dass es nun ganz schnell gehen wird.
Leider hatte sich aber der Kopf des Kindes im Becken verhakt. Hoher Geradstand hieß es. Dann wurde es RICHTIG anstrengend :D Ich sollte das Kind in Position turnen. Also turnten wir. Weit über eine Stunde lang. Weiterhin alle 2 Minuten eine Wehe, nur durfte ich nicht mehr drücken, da ich seinen Kopf nur immer gegen meinen Beckenknochen drückte. Ich kann es gar nicht als Schmerz beschreiben, es war kein Schmerz, es war einfach unaushaltbarer Druck. Das Turnen brachte leider keinen Erfolg. Ich war entmutigt. Hätte man mir einen Kaiserschnitt angeboten, hätte ich ohne mit der Wimper zu zucken eingewilligt. Hat man aber nicht ;) eine PDA sollte es werden um mir und dem Kind eine Pause zu verschaffen. Ich freute mich tatsächlich so so so sehr darüber, ENDLICH eine Pause zu kriegen, nicht mehr alle 2 Minuten die Wehe aushalten zu müssen. Wie spät es genau war weiß ich nicht, aber es muss kurz nach 9 gewesen sein, als die Anästhesistin für die PDA endlich da war. An die Nadel erinnere ich mich nicht, nur daran, dass es mir unmöglich erschien mit der riesen Kugel einen runden Rücken zu machen. Und dann auch noch still zu halten. Nunja, PDA war gelegt. Man halt mir aufs Bett. “Und?”, fragte meine Hebamme – “merkst du schon was?” Nein. Gar nichts. Keine Erleichterung. Ob ich meine Beine noch spüre, wurde ich gefragt. Ja. Ob ich irgend ein kribbeln spüre – nein. Ich fing an zu weinen. Die PDA hat nicht funktioniert. Und meine größte Angst war, wenn es jetzt doch ein Kaiserschnitt wird, dann muss ich doch bestimmt eine Vollnarkose kriegen. Die Hebammen fragten, ob sie mich noch einmal untersuchen dürften, bevor wir überlegen wie es weiter geht. Durften sie. Und dann hörte ich die Worte, die ich nie vergessen werde “Hui, da hat sich aber was getan, der Kopf ist da wo er sein soll!” YES!! ENDLICH! Vermutlich hatte das Rücken-rund-machen beim Legen der PDA das entscheidende Quäntchen bewirkt, dass mein Sohn seinen Kopf drehte. Das gab neue Energie. Jetzt würde es endlich weiter gehen. Und das tat es auch. Durch die nicht-wirkende PDA konnte ich natürlich auch weiterhin laufen, etc. Also halfen wir meinem kleinen Jungen auf die Welt, indem ich mich immer wieder bei der Wehe tief hockte und dann wieder aufstand. Es war fantastisch. Ich spürte wie es vorwärts ging und ich dem unfassbaren Druck endlich nachgeben konnte. Irgendwann sagte meine Hebamme, dass da jemand viele dunkle Haare hat und ich auch mal fühlen dürfte, wenn ich mag. Ich mochte und fühlte den Kopf meines Babys. Wow. Gleich ist er da. Ich gebar ihn in der Hocke, mein Mann saß hinter mir und stützte mich. Die Hebammen ließen ihn sanft auf den Boden gleiten und ich nahm ihn selbst das erste Mal in den Arm. Mein kleiner Junge. Um 9:29 Uhr war er da. Was für ein Moment. Wir starrten ihn eine ganze Weile nur an, ich weiß nicht mal, ob er geweint hat. Ich glaube nicht. Nachdem die Nabelschnur auspulsiert war, hat mein Mann sie durchgeschnitten. Wir kuschelten uns ins Bett.
Geburtsbericht Ende. – wäre schön gewesen. Aber es fehlte ja noch die Nachgeburt….. sie kam nicht. Akupunktur des Bauches, Kühlpacks, turnen, ziehen, alles half nichts. Irgendwann sagte meine Hebamme, dass gleich die Oberärztin kommt und ich mich leider darauf einstellen muss, dass sie rabiater vorgehen wird. So war es. Eine Ärztin drücke auf meinen Bauch, während die Oberärztin an der Nabelschnur zog. Es war schlimm. Die Geburt tat weniger weh, definitiv. Dann riss die Nabelschnur ab, aber die Plazenta blieb in mir. Nun also sofort in den OP. Ich weinte, denn ich hatte Angst und hatte mir so die erste Stunde mit Baby nicht vorgestellt. Aber dann dachte ich “Naja. Jetzt die Vollnarkose, also so ein kleines Schläfchen ist bestimmt nicht verkehrt”. Und es ging wirklich schnell. Nicht mal eine Stunde später war ich wieder im Kreißsaal bei meinem Männern. Der Papa hat durchgehend mit dem Kleinen gekuschelt. Und das durfte ich dann auch endlich tun ♡

Auch wenn es teilweise turbulent war, bin ich rückblickend sehr happy mit meinem Geburtserlebnis und würde es genauso wieder tun – nur die Plazenta darf beim nächsten mal gerne alleine kommen ;) und falls ich es aussuchen darf, dann braucht auch der Kopf nicht im Becken festzustecken ? aber sonst – war’s super ♡

Diesen spannenden Geburtsbericht hat Marion geschrieben! :)

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