Backen
Rabenmutter 2.0

Ich hasse backen …

… und eigentlich ist es gut für meine Kinder, dass ich backen hasse.

Letztens habe ich mit den Kindern mal wieder gebacken. Macht man ja schließlich so als Mama. ;) Leider jedoch ist es eigentlich so, dass ich backen hasse. Ich habe backen schon immer gehasst. Und ich hasse es noch heute. Ich hasse backen, OBWOHL ich doch Mutter bin und Mütter nun mal mit ihren Kindern backen, vor allem wenn DIE es lieben. So wie meine. Die LIEBEN backen. Ich kann mich dafür trotzdem nicht erwärmen. Kein bisschen sogar. Dabei ESSE ich gerne Kuchen. Ich mache ihn nur nicht gerne selbst. Das gilt auch für Plätzchen und Kekse und alles andere, was sich so aus Mehl und Konsorten herstellen lässt. Ich esse das alles unheimlich gern. Aber ich möchte es nicht machen. Ich hasse es. Und das ist nicht übertrieben. Es stresst mich schon, wenn die Mausemaus sagt: „Mama, können wir mal wieder ein Kuchen backen?“ Das Kind ist clever und deshalb schiebt es sofort hinterher, dass eine Backmischung total ausreichen würde. Aber wenn ich ganz ehrlich bin: Ich backe auch nicht lieber, wenn es eigentlich bereits halb-fertig aus einer Pappschachtel kommt. Ich kriege schon die Krise, wenn ich die notwendigen Utensilien fürs Backen aus dem Küchenschrank herauskramen muss. Denn das ist NATÜRLICH alles ganz weit hinten verstaut, weil ich es ja gar nicht brauchen WILL. Ich will es gar nicht erst SEHEN. In der Hoffnung, dass es auch kein anderer tut und mich dann zwingt, den Kram zu benutzen. (Merkt man eigentlich, dass ich eine ausgewachsene Abneigung gegen backen hege? Vielleicht ein bisschen. ;))

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Aber ich gebe mir Mühe – für die Kinder – diesen Wiederwillen beiseite zu schieben. Also: Manchmal zumindest. Dann backe ich trotzdem mit den Kindern. Sie wissen, dass ich nicht gerne backe und deshalb wissen sie sehr zu schätzen, wenn ich es dennoch tue. Ich hasse es derweil leider trotzdem, obwohl die zwei Kleinen so Freude daran haben und es so lustig finden, wenn plötzlich überall Mehl ist oder ich fluchend die verschissenen Eierschalen-Splitter aus der Matsche puhle. Bei aller Liebe zu meinen Kindern fällt es mir meist schwer mitzulachen … ich bemitleide mich stattdessen dafür, dass ich gerade nichts anderes machen darf, was mir mehr Spaß machen würde. Fremde Klos putzen zum Beispiel. Hach, ich hasse backen wirklich. :D

Wenn Mama nicht backen mag, dann hat sie es bestimmt bisher nur falsch gemacht, oder?

Ganz egal ob im real life oder online – wenn ich vor anderen Erwachsenen laut ausspreche, was ich vom Backen halte, kann ich eigentlich direkt von 10 rückwärts zählen und es hagelt (ganz sicher immer nur absolut nett gemeinte) Tipps und Tricks, Ratschläge und Buch-Empfehlungen, die mein „Problem“ der Back-Verweigerung beheben könnten, ganz so, als wäre ich krank oder zumindest stark hilfsbedürftig in diesem Bereich. Dabei backe ich ja nur nicht gern. Aber die mitleidigen Blicke, die ich bekomme, wenn ich auf dem Spielplatz sage, dass ich selbst im Advent wirklich nie das Bedürfnis verspüre, einfach mal einen ganzen Tag mit den Kindern „Weihnachtsbäckerei“ zu spielen, sprechen eine andere Sprache. Die Kinder bekommen diesen Blick dann in der Version 2.0 geschickt, diese ARMEN Kinder mit der NICHT-BACKENDEN Mutter. ;)

Dabei sind wir durchaus schon gut ausgerüstet. Wir verfügen über vielfältige Back-Literatur und die Mausemaus hat zu Weihnachten sogar ein Kinder-Backbuch bekommen. So eines mit Bechern, dass selbst blutigen oder sehr jungen Anfängern essbare Ergebnisse garantiert. DAMIT sollte ich es ja wohl hinbekommen, lächelnd mit den Kindern zu backen. Aber ich will immer noch nicht. Sobald ich ein Ei aufschlagen muss, bekomme ich das Gruseln. Ich kann es, aber ich finde Eier so eklig. Trotzdem backe ich hin und wieder mit den Kindern. Weil: Macht man halt als Mama. ;)

Nicht verbiegen für „Nichtigkeiten“ … wie backen oder kochen oder basteln.

Eigentlich ist das aber großer Quatsch. Warum mache ich etwas, dass ich absolut nicht leiden kann? Nur weil die meisten Mütter das gern machen, mit ihren Kindern zu backen, oder es zumindest nicht so furchtbar finden wie ich und es deshalb nicht nachvollziehen können, dass ich mich so ANSTELLE? Muss ich doch gar nicht! Ich kann sagen, dass ich backen hasse. Ich kann mich sogar weigern, jemals wieder mit Mehl und Eiern zu hantieren. Ich kann das machen, weil ich ja ein erwachsener und mündiger Mensch bin. Gerade bei so einer Nichtigkeit kann ich auch einfach NÖ sagen und es lassen. Für immer, wenn ich will. Meinen Kindern geht es nicht schlechter, nur weil ich etwas nicht mag, dass sie ganz toll finden. Und ich bin auch keine schlechtere Mutter, nur weil ich mich gegen das Backen sträube, als wäre es eine ZUMUTUNG, mich damit zu befassen.

Viele Menschen hassen irgendwas, was andere ganz super oder zumindest ganz normal finden. Es gibt Mütter, die Spielplätze ultra scheiße finden und nur im absoluten Notfall mit ihren Kindern dort rumstehen. Es gibt auch Mütter, die Baby- und Kleinkind-Kurse schlicht grässlich finden. Diese Kurse spalten echt die Geister, viele fühlen sich dort einfach deplatziert und weigern sich deshalb, mit ihren Babys in einem Raum mit anderen müden Mamis zu sitzen und Kinderlieder zu trällern. Sie hassen das. Es gibt auch Mütter, die nicht gerne spielen. Weder Gesellschafts-, noch Rollenspiele. Nicht mal Puzzle! Es gibt Mütter, die Puppen schrecklich gruselig finden und am liebsten keine im Haus hätten. Es gibt Mütter, die erfüllen ihren Kindern den Wunsch nach einem Haustier nicht, weil sie selbst sich das nicht zumuten wollen, Haustiere nicht mögen oder denken, sie können sich nicht auch darum noch kümmern. Es gibt Mütter, und bei all dem natürlich auch Väter, die bestimmte Dinge nicht mögen, die bestimmte Dinge nicht machen wollen, die bestimmte Dinge schlicht HASSEN. Obwohl die meisten anderen Eltern das normal oder gut oder vielleicht sogar wichtig finden. Und das ist okay, es ist immer okay, etwas NICHT zu machen, nur weil es die anderen machen und die Kinder es gern hätten.

Denn …

… manchmal vergessen wir es ein wenig, wenn der Nabel unserer Welt nicht mehr wir selbst, sondern diese kleinen Menschen sind, die wir mehr lieben als alles andere. Wir vergessen, dass wir genau wie früher, vor der Elternschaft, Individuen mit zum Teil sehr eigenen Charakterzügen, mit Neigungen, mit Talenten, mit Vorlieben und mit Abneigungen sind. Und nur weil wir Kinder bekommen und ihnen natürlich die bunte Welt in all ihrer Vielfalt präsentieren und nah bringen wollen, sind wir all das ja dennoch. Und das verrückte ist: Das dürfen wir auch sein! So wenig wie Eltern perfekt sein müssen, so wenig müssen sie alles lieben, was ihre Kinder lieben oder machen oder haben wollen. Wir sind nämlich auch noch Menschen, wenn wir Kinder haben. Und wir haben Rechte. Wir haben das Recht nein zu sagen. Auch Nein zu Wünschen unserer Kinder. Wir dürfen das nicht nur, es ist sogar gut, wenn wir hin und wieder von diesem „Recht“ Gebrauch machen. Schließlich müssen unsere zuckersüßen Nachkömmlinge ja AUCH lernen, dass sie NEIN sagen dürfen.

Klar, wir geben ihnen die Möglichkeit (und das tun wir auf jeden Fall), alles auszuprobieren, wonach ihnen der Sinn steht. Wir unterstützen sie als Eltern dabei, so gut es uns nur möglich ist. Und dann werden auch sie Dinge finden, die sie nicht leiden können, vielleicht sogar richtig scheiße finden. Viele Kinder haben zum Beispiel schlicht NULL BOCK, zu malen. Dabei wird von unserem Nachwuchs ständig und überall genau das erwartet. Ob in der Kita, der Schule, bei Freunden, bei Verwandten … egal wo und wann: Kommt Langeweile auf, werden Kindern als erstes Stifte angeboten. Es scheint ein Erwachsenen-Reflex zu sein. :D ABER es gibt Kinder, die hassen es, malen zu müssen. Oder sie finden einfach keinen Zugang zu etwas anderem, dass die meisten anderen aber voll cool finden. Und ich finde, dann sollten sie wissen, dass das in Ordnung ist … das es in Ordnung ist, etwas doof zu finden, obwohl viele andere es gern machen. Und am besten verstehen sie das, wenn Mama und Papa ehrlich sind und auch mal sagen: „Weißt du was, Floh, ich finde es toll, wie gern DU das machst, aber ICH mach es nicht gern. Ich möchte deshalb nicht mitmachen. Ich glaube, dass ist okay … wir können ja nicht alle das gleiche mögen, richtig? Und du hast mich doch trotzdem lieb.“

Niemand muss alles mögen, niemand muss alles machen wollen, niemand muss backen oder mit Barbie spielen oder ständig Bücher vorlesen oder 12.000 mal dasselbe Spiel spielen, wenn er nicht möchte. Weder Kinder noch Eltern. Ich auch nicht. ;)

Wenn Mama oder Papa keinen Bock haben, dann jemand anders.

Im besten Fall – und das ist meist gar nicht mal so krass schwierig – findet man als Mama oder Papa einfache Lösungen dafür, wenn man selbst etwas nicht machen mag, die Kinder aber voll drauf abfahren. Um bei meinem Back-Hass zu bleiben: Ich habe es abgegeben, sozusagen out-sourcing betrieben. An den Mann, der leider nicht oft Zeit dafür hat, und an meine Freundin, die das dafür ganz, ganz wunderbar macht. Nicht ständig, aber wenn sie Zeit dafür findet, dann ist es ein Happening. Meine Kinder werden also nicht ohne Mehl großwerden müssen; es gibt Menschen, die mit meinen Kindern backen. Kinder brauchen doch sowieso mehr Menschen im Leben als nur die eigenen Eltern! Top, passt doch perfekt. :D

Also wenn man es so betrachtet, dann ist es doch super, dass ich backen hasse. Denn meine Kinder lernen viel mehr als nur ein Ei aufzuschlagen und Schoko-Glasur irgendwo drüber zu kippen, wenn ich ehrlich sage, dass ich DAS lieber nicht mehr mit ihnen machen möchte. Sie lernen, dass das in Ordnung ist. Für jeden. Auch für sie. Und Backen können sie ja dann trotzdem noch … nur eben nicht mehr mit mir. ;)

PS: Wie immer freue ich mich, wenn ihr den Artikel teilt. :-*

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13 Kommentare für “Ich hasse backen …

  1. Hallo Anke, ich verstehe dich da voll und ganz. Genau wie du bekomme ich schon in der Vorweihnachtszeit die Krise wenn meine Kinder Plätzchen backen wollen. ÄH…nee ich werde dann immer ganz hibbelig, ich hasse dieses gematsche im Teig, der ganze Wahnsinn und eigentlich brauche ich den gar nicht. Aber was macht man nicht alles für die lieben Kleinen um sie bei Laune zu halten?Nun habe ich mittlerweile das große Glück eine große Tochter zu haben, die wirklich gerne backt und diesen Part mti den Keksen dann auch mit sehr großem Elan und Begeisterung übernimmt. Vielleicht wird deine Mausemaus auch so eine begeisterte Bäckerin und du bekommst dann alles fertig zum gemütliche Kaffee. ich wünsche dir noch eine schöne Restwoche, liebe Grüße aus der Vulkaneifel, Erika

  2. Hallo Anke,

    ICH HASSE BACKEN AUCH! Und noch mehr als nur Backen hasse ich backen mit Kindern!
    So jetzt ist es raus.

    ;-) viele Grüße Birgit

  3. Liebe Anke, also über diesen Artikel musste ich lange nachdenken. Mein erster Impuls war der Gedanke: bitte? Das geht ja mal gar nicht! Man muss doch als Mutter die Interessen der Kinder unterstützen! Und darf nicht, nur weil man da keinen Bock drauf hat, nein sagen.
    Dann dachte ich darüber nach. Lange.
    Und mir dämmerte: Mist!! Dieser Satz stammt doch aus so einem blöden Erziehungsratgeberbuch, dass ich eh nicht mochte?! Und was hat mir das Ding erfolgreich fünf Jahre lang suggeriert? Dass Mama sich zurück nehmen muss. Dass die Bedürfnisse (klar) aber auch die Interessen der Kinder wichtiger sind als meine. Oooorrrr! Aus der von dir beschrieben Perspektive habe ich es nie betrachtet. Die STUNDEN die ich mich durch Bücher gequält habe, die ich selber total hasse (wir haben viel schönere), ganz zu schweigen von den Stunden die ich versucht habe zu basteln (ich kann nicht mal gerade schneiden ;-)) , weil ich dachte „muss halt als gute Mama“. Verdammter Mist. :-(
    Naja, jedenfalls danke für diesen nachdenklich stimmenden Artikel und für den wirklich neuen Gedankenansatz. Ich gehe jetzt dieses blöde Barbiebuch und den Ratgeber weg werfen. ;)
    Einen schönen Abend!

  4. Ich bin da ganz bei dir. Mein rotes Tuch ist BASTELN! Ich hasse es wirklich aus tiefster Seele, was gerade das große Kind nur semi-toll findet, die geht nämlich steil, wenn es was zum Ausschneiden, Aufkleben und Beglitzern gibt…

  5. Liebe Anke,
    so ging es mir mit meinen Kindern mit Gesellschaftsspielen. Mit allen! Spielen. Ich hasse sie seit ich schon als Kind dazu gezwungen wurde es zu tun, also Spiele spielen, die in einer Schachtel steckten. Außer ganz wenigen (möglichst kurzen) Spielen, habe ich mich immer geweigert mitzuspielen, so wie Du ähnlich beim Backen. Es hat mir einfach keinen Spaß gemacht. Backen jetzt auch nicht übermäßig, da esse ich auch lieber, aber ging.
    Grüße von @rotkehlchen007

  6. Liebe Anke,

    Meine Mama ist die gleiche wie du, da kommt heute noch der Satz, den Kuchen zu deim 24. Geburtstag backst dir aber schon selber, oder? (Tut das Töchterchen dann auch, genervt, aber ja… :))
    Bei mir hat der Backhass meiner Mum mit 16/17 tatsächlich dazu geführt, dass ich am liebsten Tagelang nur gebacken hätte, Motivierten, Fondant etc. Ich habs geliebt!
    Mittlerweile mit den beschriebenen 24, ne Back Mischung wirds nie werden, aber wo ich mit 17 schön brav 2 Tage vorher Böden gebacken habe, besteht jede Torte Mittlerweile aus Wiener Böden ausm Supermarkt, backen ja, aber wenn ich länger als 90min dazu brauche, dann nein ;)

  7. Ich stimme dir vollkommen zu! Ich mag absolut keine Rollenspiele und lasse mich da auch nur ganz selten bis nie drauf ein. Aber ich backe total gerne:-)
    Vielleicht kannst du mir deswegen verraten, wie das Backbuch von deiner Tochter heißt. Sowas suche ich schon länger für unsere Große!