Die LÄCHELN UND WINKEN-Community hat schon viele spannende Erfahrungsberichte zum Thema Mutter-(Vater-)Kind-Kur zusammengetragen und wir alle lieben sie, weil sie so hilfreich für jene sind, die gerne auch mal solch eine Kur beantragen möchten.
Was wir bisher jedoch noch gar nicht dabei haben bzw. hatten, war: Wie läuft das ganze eigentlich ab, wenn man Privat versichert ist?!
Glücklicherweise hat sich Lena bei mir gemeldet und gefragt, ob sie aus dieser Perspektive mal von ihren Erfahrungen berichten soll und ich habe NATÜRLICH sofort Ja gesagt!
Deshalb können wir uns jetzt über folgendes, kleines Interview freuen:
Mutter-(bzw. Vater-)Kind-Kur: Wie läuft das eigentlich als Privat Versicherte/r?
Vorab: Lena’s Mann arbeitet als Lehrer und ist als solcher Privat versichert. Nach ihrem Studium entschieden sie, dass Lena mit in seine private Krankenversicherung gehen würde; genauso ihre drei Kinder. Dass die Privat Versicherung ein Grund für die Bevorzugung bei z.B. der Terminvergabe im Gesundheitssystem sein kann, hat sie natürlich selbst – wie auch oft als Kommentar gehört – wahrgenommen, findet aber die daraus entstehende Zweiklassen-Gesellschaft keinesfalls ok.
1. In welchem Bundesland lebt ihr mit euren 3 Kindern?
Wir wohnen in NRW.
2. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, dass ihr beide – Mama wie auch Papa – vielleicht mal eine Mutter- bzw. Vater-Kind-Kur in Betracht ziehen könntet?
Ich selber leide seit Jahren unter einer Angst- und Panikstörung. Zuerst dachte ich, ich bekomme das selber wieder in den Griff und habe das Ganze etwas auf die (zu) leichte Schulter genommen. Vor allem durch die Mehrbelastung durch unsere drei Kinder (man muss es nicht schön reden, Kinder sind toll, aber können insgesamt doch sehr anstrengend sein) bin ich immer angespannter geworden, auch im privaten Bereich. Dann ging es mir irgendwann auch körperlich schlechter und ich habe entschieden, dass sich etwas an meinem körperlichen Wohlbefinden ändern und verbessern muss. Mehrere Ärzte rieten mir zur Kur.
Mein Mann hatte im letzten Jahr einen Hörsturz und durch unsere drei sehr anspruchsvollen und fordernden Kinder plus arbeitsintensivem Vollzeitjob fehlt ihm auch die Entspannung. Unser Großer ist zudem ein sehr intelligentes und gefühlsstarkes Kind, was oft zu Konflikten innerhalb der Geschwister, aber auch mit uns Eltern führt – und uns viel Energie kostet.
3. Was waren eure ersten Steps in Sachen Kur-Beantragung?
Wir haben mit unserem Hausarzt gesprochen und der hat uns eine Empfehlung zur Kur ausgestellt. Ich habe mit der Beihilfestelle telefoniert und mich darüber informiert, wie das Procedere bei privat Versicherten abläuft. Man sucht sich eine Kureinrichtung aus, lässt zeitgleich den Kurantrag bei der Beihilfestelle prüfen und hofft dann, dass sowohl Beihilfestelle als auch Kureinrichtung den Antrag genehmigen. Dadurch, dass mein Mann verbeamtet ist, musste er im Rahmen der Antragsprüfung noch einmal zum Amtsarzt, der bescheinigen musste, ob eine Kur sinnvoll ist oder nicht. Bei mir hat sich die Untersuchung aufgrund meiner Diagnosen erübrigt.
4. Gabe es Hürden? Und wenn ja, welche?
JA! zunächst einmal weiß man als Normalo gar nicht, welche Kureinrichtung für einen sinnvoll ist. Es gibt ja so viele Möglichkeiten. Außerdem wollten wir gern gemeinsam eine Kur machen, damit wir uns in der freien Zeit gemeinsam um die drei Kinder kümmern können und nicht einer allein zuhause/ in der Kur mit einem, zwei oder drei Kindern jonglieren muss. Denn wir sind ja beide gesundheitlich angeschlagen.
Als ich mich für eine Kur-Organisation entschieden hatte, die mehrere Häuser betreibt, wurde es zwar eine kleinere Auswahl an potenziellen Häusern, aber der Aufwand blieb hoch. Exakte Telefonzeiten, wann man anrufen kann und wann nicht. Rückrufe, die nur einmal erfolgen, und wenn man nicht dran geht (warum auch immer), Pech gehabt. Neu anrufen und wieder auf den AB sprechen und um Rückruf bitten.
Die Beihilfestelle hat uns in der Zwischenzeit die Kur genehmigt. Das ist toll, allerdings baten sie bei der Genehmigung (kam Ende April 2024) darum, die Kur in den Sommerferien 2024 anzutreten. Wie unrealistisch ist das bitte? Noch dazu eine Familienkur mit drei Kindern? Die Wartezeit bei Kurhäusern beläuft sich auf mindestens 6, eher 12 Monate, hatten meine zig E-Mails und Telefonate ergeben. Die Beihilfestelle räumte ein, sie könnte bis zu den Herbstferien eine Verlängerung der Antragsbewilligung genehmigen, aber mehr auf keinen Fall. Nervig. Also bedeutet das, wenn wir im kommenden Jahr (2025) eine Familienkur innerhalb der Ferien (zwei schulpflichtige Kinder plus Lehrer als Mann) antreten wollen, müssen wir alles neu beantragen. Und bezahlen. Und wahrscheinlich nochmal zum Amtsarzt. Nervig.
Dazu kommt der finanzielle Aspekt. Die private Krankenkasse DKV bezahlt nur dann einen Teil der Kur, wenn man eine Zusatzversicherung für Kurtagegeld abgeschlossen hat. Haben wir nicht. Also gibts von denen nichts. 70 % unserer privaten Versicherung läuft ohnehin über die Beihilfestelle. Die wiederum bezahlt maximal diese 70 % pro Kurpatient, aber die Kinder müssen wir separat bezahlen. Für grob geschätzte durchschnittliche 90 Euro Kurkosten pro Tag pro Kurpatient ergeben sich allein für uns Erwachsene rund 1.100 Euro Eigenanteil. (90x2x21 und davon 30 Prozent)
Dazu kämen dann natürlich noch die Kosten für die drei Kinder, die mitkommen und übernachten und betreut werden. Und essen wollen die natürlich auch ;-)
5. Wie ist euer aktueller Status in Sachen Kur?
Wollen wir nicht vielleicht lieber in einen luxuriösen Urlaub fahren?
Diese Kur-Organisation habe ich an den Nagel gehängt. Lustigerweise meldete sich in den Sommerferien 2024 ein Kurhaus, das ich wohl auch angeschrieben (und vergessen) hatte, von der ostfriesischen Nordseeküste. Die haben uns einen Platz reserviert für die Sommerferien 2025 und wollten nun anhand von Arztunterlagen prüfen, ob sie uns auch aufnehmen könnten. Nach kurzer Besprechung mit meinem Mann entschieden wir: okay, das versuchen wir. Das ist ein überschauberer, neuer Aufwand, mit dem wir gegebenenfalls im kommenden Sommer statt Urlaub einfach drei Wochen Kur an der Nordseeküste machen können. Aktuell (Ende September) gibt es dazu aber noch keine Neuigkeiten.
6. Was würdet ihr euch als Privat Versicherte Familie ganz arg wünschen?
Ein größeres Zeitfenster für eine bewilligte Kur. Gesetzlich Versicherte können die Kur innerhalb 12 Monaten antreten, bei uns waren es 3 oder 4 Monate, die innerhalb des Genehmigungsrahmens lagen. Außerdem ist die Kur für privat Versicherte deutlich teurer, da der Eigenanteil ein ganz anderer ist und nicht zu vergleichen mit dem von gesetzlich Versicherten.
7. Was möchtet ihr anderen Familien in einer ähnlichen Situation wie eurer gerne mit auf den Weg geben oder klar empfehlen?
Leider kann ich da konkret keine Empfehlung geben. Reger Austausch mit der Beihilfestelle ist sinnvoll, denn die machen in unserem Fall die Regeln und entscheiden über Antrag und Finanzierung der Kurmaßnahme.
8. Wie kann man euch erreichen, wenn man tolle Tipps hat, wie ihr vielleicht doch noch zu eurer Kur kommen könntet?
Schreibt mir gerne eine Nachricht auf Instagram! Ihr findet mich unter @lena161822
Nachtrag von Lena:
Wir haben Bescheid von der Kurklinik erhalten. Wir dürfen kommen. Dürften, besser gesagt. Denn dann haben wir uns informiert, wie teuer das Ganze ist. Also: Mein Mann und ich bekommen Kuranwendungen, sind Kurpatienten. Die drei Kinder nicht. Die kommen mit und werden betreut. Das bedeutet: 70 % der Kosten, die pro Tag pro Person für meinen Mann und mich entstehen, trägt die Beihilfe. Den Rest wir. Plus der Kosten für die Kinder. Macht abzüglich der von der Beihilfe übernommenen Kosten einen Gesamtbetrag von etwa 6.800 Euro. Für drei Wochen Familienkur.
Das ist Wahnsinn. Und für uns nicht nachvollziehbar. Wer soll sowas bezahlen? Selbst unser Sommerurlaub ist nicht so teuer. Ist es das Geld wirklich wert? Wir sind sehr sehr unsicher und eher gar nicht mehr motiviert, die Kur anzutreten. Denn selbst wenn wir jetzt sagen: Okay, machen wir – wir müssten ja (wie bereits gesagt) alles nochmal neu beantragen bei der Beihilfe.
Macht Lust auf weniger! Ehrlich. Vielleicht hat ja jemand Tipps und Hinweise, wie man als Privat Versicherte/r günstiger zur Kur kommt? Oder ähnliche Erfahrungen gemacht? Dann schreibt mir gerne an @lena161822 <3
Ähnliche Situation, ähnliche Gedanken bzw. Erfahrungen:
Ich wohne in Schleswig-Holstein und bin verbeamtete Lehrerin mit einem Kind. Daher erhalte ich 50% Beihilfe, mein Sohn 80%. Nach der Trennung von meinem Mann im Mai 2023 – mein Sohn war damals 1,6 Jahre alt – habe ich zunächst gekämpft. Es war eine sehr anstrengenden Zeit. Irgendwann kroch ich auf dem Zahnfleisch und eine MuKiKu stand im Raum. Die Überweisung meiner Hausärztin in der Hand haltend war ich total happy und rief bei ein paar Kliniken an, die ich im Internet ausgewählt hatte. Dann erfuhr ich erst von dem Prozedere, dass ich erst die Bewilligung der Beihilfestelle einholen müsse, die Wartezeiten bei mindestens 9, eher 12-14 Monaten lagen, und dass ich für meinen kleinen Sohn den vollen Tagessatz (im Schnitt ca. 100) würde selbst zahlen müssen. Abgesehen davon hätte ich von der Beihilfe zwar meine Behandlung (Therapie) zu 50% erstattet bekommen, für meine Unterbringung allerdings nur einen Tagessatz i.H.v. ca. 35,-€ pro Tag erhalten und das dann auch maximal über einen Zeitraum von drei Wochen. (Bei gesetzlich Versicherten geht eine Kur standardmäßig länger.) Die Krankenversicherung hätte die anderen 50% der Behandlungskosten getragen, allerdings keine Zuzahlung zur Unterbringung geleistet, weil Kuraufenthalte standardmäßig nicht mitversichert sind. Im Ganzen hätten drei Wochen MuKiKur mich ungefähr 3.465€ (21*165€) gekostet. Den von Lena beschriebenen Aufwand (Amtsarzt, Zeit begrenzte Bewilligung von der Beihilfestelle einholen, diese dann fristgerecht verlängern lassen, ggf. nochmals zum Amtsarzt gehen…) hätte ich ebenfalls betreiben müssen.
Als das alles klar war habe ich einmal schwer geschluckt. Letztendlich war ich aufgrund der hoch belastenden Situation sieben Monate krankgeschrieben, gehe heute noch regelmäßig zur Therapie und habe mir und meinem Sohn einen Traumurlaub auf Madeira gegönnt, der inkl. Mietwagen günstiger war als die MuKiKu. Und ich bereue diese Entscheidung in keinster Weise, habe sogar traumhafte Erinnerungen bis ans Ende meines Lebens.
Tja, was soll ich sagen: Ich war bis zu meiner Verbeamtung knapp 38 Jahre glücklich gesetzlich versichert. Dann war ich gerade mal zweieinhalb Jahre privat versichert und hatte somit einfach Pech. Die MuKiKu ist halt keine Reha, sondern Prävention. Man kann das bei den privaten KVn mitversichern, zahlt dann aber einen deutlich höheren Beitrag, sodass es keinen Sinn macht. Da kann man das Geld lieber für Urlaub sparen…
Hallo,
Ich habe noch 2 Tipps, die ihr berücksichtigen könntet, aber kein instagramm, also kommen sie hier ;-)
Vorab ich bin selber privat versichert mit Beihilfe in Bayern, meine Kinder und mein Mann auch. Ich habe schon eine Kinderreha und eine Mutter-Kind-Kur mit den Kinder hinter mir. Gerade kümmer ich mich wieder um eine Kinderreha.
1. Tipp: Es gibt einige wenige Kureinrichtungen, die lassen eine Vorabresevierung zu. Gerade habe ich für Mai 2025 reserviert ohne eine Genehmigung zu haben. Dann gehe ich im Januar/Februar zum Amtsarzt un bekomme zeitlich richtig die Genehmigung 3 bis 4 Monate vorher.
2. Tipp: Keine Familienkur beantragen sondern parallel eine Mutter-Kind-Kur und eine Vater-kind-Kur im selben Haus. Geht ganz gut wenn man wie im Tipp zuvor vorher reservieren kann.
Ich hoffe ich kann vielleicht etwas weiterhelfen!
Viel Glück weiterhin!