Geburtsbericht
Geburtsberichte

Patricia erzählt

Es war einmal eine Mama – das war ich ? -, die ihr zweites Kind 11 Jahre nach dem ersten erwartete. Es war ein ungeplantes Geschenk, das Angst und Freude gleichermaßen auslöste. Mit meinen 35 Jährchen gehörte ich bereits zu den Spätgebärenden und Risikoschwangeren und ließ somit alle empfohlenen Untersuchungen durchführen. Schon bei der Nackenfaltenmessung spreizte unser Baby seine Beine und ließ uns in aller Deutlichkeit wissen, dass er ein Junge war. Und was für einer! Seiner Zeit offenbar 3 Wochen voraus, war alles an ihm größer als es sein sollte. Der Bauchumfang (hatte die Mama etwa zu viel genascht?), der Kopfumfang (mir schwante Übles beim Gedanken an die Presswehen) und sein Gewicht (die Vorfreude auf die Geburt war schlagartig verflogen ?). Während ich mich sehr darüber freute, dass mein Baby gesund war, machte ich mir dennoch Sorgen über das große Finale dieser recht anstrengenden Schwangerschaft. (In Gedanken sah ich schon ein Baby mit Wasserkopf meine Beckenknochen brechen. ) Mir wurde eine Einleitung vor dem tatsächlichen Geburtstermin empfohlen, um Komplikationen aufgrund der Größe zu verhindern.
So kam es, dass ich 8 Tage vor dem Termin im Krankenhaus aufmarschierte, um die Geburt einleiten zu lassen. An einem Samstag um 09:00 Uhr morgens ging es los. Relativ bald nach der Tablettengabe setzten Wehen ein und ich freute mich (noch). Nach 6 Stunden ging es endlich zur Untersuchung, wo sich mein erwartungsvolles Lächeln in einen “Was zur Hölle!? ” Gesichtsausdruck verwandelte. Während ich also 6 Stunden (heldenhaft) schmerzhafte Wehen ertrug, war mein Muttermund im Urlaub. Echt jetzt? Noch nicht mal fingerdurchlässig war er! Na gut, dann zurück ins Zimmer und weiteratmen. Den Mann schickte ich inzwischen zum Friseur. Er wollte nicht aussehen, wie Rübezahl, wenn unser Sohn kommen sollte. ? Irgendwann war der Tag vorbei und es hatte sich trotz Wehen absolut nichts getan. Ich war frustriert und traurig, nicht zuletzt auch da mein Mann heim zur großen Tochter gefahren war.

Neuer Tag, neues Glück. Am Sonntag, den 04.12. um 09:00 Uhr bekam ich die nächste Tablette. Die Wehen setzten prompt wieder ein. Der Oberarzt hatte mir “empfohlen” (befohlen trifft’s eher ?) Treppen steigen zu gehen, während mir die Hebamme ein geheimes Massageöl zum Bauch einreiben gab, welches Wehen auslösen sollte. Ich verbrachte also Stunden im Treppenhaus, bis ich die Schmerzen nicht mehr aushielt und hoffnungsvoll zur Untersuchung ging. Nix. Nada. Niente. Keine muttermundswirksamen Wehen. (Frage an meinen Körper: Wieso dann überhaupt welche??) Ich wollte heulen, aber die Wehen waren so stark, dass ich nur stehen und atmen konnte. Es war Mittag und ich schrieb meinem Mann, dass er doch bitte kommen möge, da die Wehen im 3 Minuten Takt kämen und nun wohl endlich was weitergehen würde. (Es war definitiv mehr Hoffnung als Ahnung) Nach 2 qualvollen Stunden war mein Muttermund tatsächlich fingerdurchlässig. (Wooohooo! Party!) Als mir vorgeschlagen wurde, in die Geburtswanne zu gehen, war ich hellauf begeistert. Also rein ins Warme und entspa… ähm, nein, nix mit Entspannen, – was war das jetzt? ? Jemand hatte die Wehen ums geschätzt 3125-fache verstärkt und sie kamen jede Minute! Panik, Schmerzen…. Freude!!!! Jetzt musste doch was weitergegangen sein! Die Hebamme tastete nach meinem Muttermund und plötzlich fühlte ich ein komisches Plopp in meinem Bauch. Sie musste wohl meinen erstaunten Blick gesehen haben, denn wie beiläufig erwähnte sie, “Ich habe Ihre Fruchtblase gesprengt, – es hat sich gerade so angeboten.” Zu geschockt, um irgendwas darauf zu erwidern, überrollte mich die nächste Wehe. Während ich bei der Geburt meiner Tochter die wesentlich weniger schmerzhaften Wehen stumm ertragen hatte, schrie ich hier alles raus. Die Wanne war zuviel für meinen Körper, ich wollte wieder raus. Leider waren die Wehen außerhalb nicht weniger heftig. Ich jammerte nach Schmerzmittel. Angeblich hatte die fiese Blasensprengerin mir eines gegeben, doch es wirkte nicht. Ich fragte nach einer PDA. Die Hebamme verneinte streng, es sei zu spät dafür. Ich weinte. Nun kam auch noch der Oberarzt und bat mich leiser zu sein, da nebenan auch noch eine Frau gebären würde, die sonst Angst bekommen würde. Kurz dachte ich, ich wäre im falschen Film, dann wünschte ich dem Oberarzt innerlich meine Wehen an den Hals, schlussendlich obsiegte aber meine Lösungsorientiertheit und ich bat den Arzt mit einem Blick wie die Katze aus Shrek zuckersüß um eine PDA. Er stimmte sofort zu, vermutlich weil er meinem Gejammer ein Ende machen wollte. Hallelujah, geht doch!
Um 18.30 Uhr, bei einem Muttermund, der 6cm geöffnet war, und nach 6,5h Wehen im 3 bis 1 Minuten-Takt, erfreute ich mich an der Anwesenheit des Anästhesie-Teams. Eine junge Ärztin durfte zum ersten Mal einen Kreuzstich machen. Auf meinem Rücken! Nichts hätte mir in diesem Augenblick egaler sein können. ? Ich wollte nur die verdammte Spritze! Ich unterschrieb noch schnell, dass ich niemanden verklagen würde, wenn ich danach gelähmt sein sollte und hörte mir an, wie die junge Ärztin ihren “Aufpasser” fragte, ob das denn die richtige Stelle sei. War es nicht, aber zu meinem Glück zeigte er ihr den passenden Punkt und es ging los. Endlich würden die Schmerzen verfliegen, endlich würde mich eine Woge der Leichtigkeit und des Glücks überrollen…. (Hatte ich erwähnt, dass ich noch nie eine PDA und daher keine Ahnung hatte… ?)

Eine halbe Stunde später hatte ich immer noch gleich schmerzhafte Wehen im Minuten-Takt. Was zum Henker?! Ich gab Laut, dass ich kein Nachlassen der Schmerzen spüren würde und der besorgt dreinblickende, mitfühlende Anästhesist drehte die Dosis auf. Laut Anweisung des Oberarztes sollte ich nur eine halbe PDA bekommen, um aktiv mitpressen zu können. Dieser Vorschlag erntete relativ wenig Begeisterung von mir, bis – , ja bis das Mittel endlich zu wirken anfing. Mein Mann, der bislang stumm neben mir gesessen hatte und mich ansah als würde ich im Sterben liegen, redete plötzlich wieder und ich konnte atmen statt schreien und seine Hand zerdrückenp0. Ich spürte die Wehen als starken, dumpfen Druck im unteren Bauch. Es war nicht angenehm, aber auch nicht schmerzhaft und so war es auszuhalten. Mein Sohn steckte im Geburtskanal und bewegte sich mit jeder Wehe nur Millimeter voran. Ich musste mitpressen und das tat ich mit ganzer Kraft. In der Zwischenzeit erläuterte mir der Oberarzt, dass eingeleitete Wehen stärker seien als natürliche. (Warum wusste ich das nicht schon früher!) Außerdem beklagte er sich, dass die PDA die Geburt verlangsamen würde. (Guter Mann, ich ertrage das nun schon weitaus länger als du zusiehst!!) Ich presste und presste, stundenlang. Es war bereits nach 23 Uhr und immerhin konnte man die Haare meines Sohnes schon sehen.
Der Oberarzt hatte plötzlich keinen Bock mehr und beschloss sich auf meinen Bauch zu legen, und mein Baby nach unten zu drücken. (Ich erinnere mich nicht, ob ich damals genauso angewidert dreingeblickt habe, wie ich das heute beim Schreiben tue.) Das Bett war zu weich und so musste man mich in den anderen Kreißsaal verlegen. Mein linkes Bein war taub von der PDA. Ich wurde mit dem Rollstuhl in den nächsten Raum gefahren und spürte schon die nächste Wehe kommen. Schnell aufs Bett gelegt, war sie auch schon da und mit ihr – man höre und staune – eine Riesenwelle Fruchtwasser, mein Sohn UND die Plazenta! (Die überraschten Blicke von Arzt und Hebamme waren göttlich.) Und irgendwie ging das alles ohne den kleinsten Einriss bei mir! Mein Sohn hatte die Nabelschnur um den Hals, um die Schulter und um ein Bein gewickelt. Sie hielt ihn also zusätzlich zurück, während sein Kopfumfang (38cm) der Hauptgrund war, warum er so lange steckte. Er, Noah, war 56cm lang und 3800g schwer. Und ich war der glücklichste Mensch auf Erden, natürlich zusammen mit meinem Mann! Unser Sohn war gesund und ein Prachtkerl, der gleich meinen Finger hielt und seelenruhig mit mir kuschelte. Vergessen waren die Schmerzen und pures Glück durchströmte meinen Körper – da war es also, das Mittel, das ich den ganzen Tag schon gewollt hatte! ?

Diesen schönen Geburtsbericht hat Patricia geschrieben :)

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