Elternschaft
Rabenmutter 2.0

Elternschaft macht immer glücklich. Oder?

Egal ob man als Mama oder Papa mal darüber klagt, dass man vor Müdigkeit wie vom Sprichwort „vorgeschlagen“ im Stehen an der Wand schlafen könnte, weil man schlicht JAHRE nicht durchgeschlafen hat. Oder ob man darüber jammert, dass die aktuelle Phase des Nachwuchses so anstrengend ist, dass man hin und wieder darüber nachdenkt, ob der Zwerg noch klein genug ist, um durch die Babyklappe zu passen. ODER ob man darüber schimpft, dass die ach so lieben Kleinen gerade echt absolut kein bisschen lieb sind, sondern 24/7 nur Kack machen und man langsam nicht mehr so genau weiß, wie man der Lage zuhause Herr werden soll, ohne NUR noch zu brüllen … es findet sich immer jemand, der dann Folgendes dazu sagt: „Jetzt meckere nicht, du hast es dir doch so ausgesucht, weil diese Elternschaft-Nummer doch angeblich sooo glücklich macht!“
Und dann steht man da als Elternteil und überlegt mit leicht geöffnetem Mund, was man darauf wohl Cleveres sagen könnte … denn das dieser Kommentar voll doof, überflüssig und gemein ist, weiß man natürlich sofort. ABER für den Bruchteil einer Sekunde fragt man sich meist trotzdem, ob man sein Glück vielleicht echt nicht zu schätzen weiß, möglicherweise selbst SCHULD ist an der Situation oder sich schlicht anstellt und vielleicht einfach etwas tapferer sein sollte. Warum? Weil wir Eltern es gewöhnt sind, uns jeden noch so blöden Schuh anzuziehen, der uns vor die Füße geworfen wird UND weil wir außerdem tatsächlich hin und wieder ein bisschen davon erschrocken sind, dass wir eben NICHT ständig und durchgehend mega glücklich mit unseren Kindern und unserer Rolle als Eltern sind. Weil wir uns tief im Inneren, wider besseres Wissen, zum Zeitpunkt der Entscheidung für Kinder GEWÜNSCHT haben, dass dem so sei … dass wir IMMER rundum zufrieden sein würden, denn schließlich glaubten wir früher wirklich daran, dass Elternschaft das größte Glück der Welt bedeutet. Das glauben wir sogar heute noch. Nur … eben nicht immer. ;)

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Elternschaft: Ich atme ein, ich raste aus.

Gerade im Moment finde ich es anstrengend. Sehr sogar. Beide Kinder stecken wieder einmal bis zum Hals in irgendeiner krassen Phase, die sie so große Entwicklungsschritte machen lässt, dass ICH gefühlt gar nicht mehr schnell genug mit MEINER dazu passenden Mama-Entwicklung hinterher komme. DIE darf man ja auch echt nicht vergessen, obwohl es sogar mir selbst oft passiert – wir Eltern sind ja nicht nach zwei oder drei Jahren fertig mit UNSERER Entwicklung, haben dann alles gesehen und sind so erfahren in allen Bereichen der Elternschaft, dass uns nix mehr schocken oder verunsichern kann. Das hätten wir gern und manche tun so, als ob dem so wäre. Aber Fakt ist leider: DIESEN Punkt erreicht man eigentlich nie, denn solange unser Kinder sich weiterentwickeln, müssen wir es auch, um auf ihre jeweiligen, krass individuellen Bedürfnisse, Phasen und NERVTÖTENDEN AKTIONEN reagieren zu können. Wir müssen uns ständig anpassen, mitwachsen, lernen, ausprobieren und … scheitern. Leider. Das gehört für uns Eltern genauso dazu wie für unsere Kinder. Wir gehen diesen Weg tatsächlich zusammen. Wir Großen müssen dabei nur cooler gucken, wissender, selbstsicherer und im besten Fall, ohne ständig in Tränen auszubrechen oder uns wütend auf den Boden zu werfen. WEIL wir nun mal erwachsen sind und es uns doch ausgesucht haben. So jedenfalls scheint es zu sein, so jedenfalls scheint die Erwartungshaltung derer zu sein, die uns in unseren schwachen, jammerlappigen Momenten mit so blöden Sprüchen auf den Keks gehen, obwohl sie selbst meist nicht mal einen blassen Schimmer davon haben, was wir gerade so jeden Tag stemmen, aushalten und mitmachen müssen. Und nur weil wir uns die Elternschaft „ausgesucht“ haben, bedeutet das absolut NICHT, dass wir das ständig mega-fantastisch finden müssen. BASTA!!!

Wenn der früherer Theken-Job bei Deathmetal-Konzerten nach Urlaub klingt.

Meine heißgeliebte, wunderbare, zauberhafte, schlicht FANTASTISCHE Tochter scheint ihre aktuelle Wackelzahn-Pubertät mit der echten entweder gleichsetzen zu wollen ODER möchte mich einfach jetzt schon mal das Fürchten lehren. :D Jedenfalls ist sie schon seit vielen Wochen soooo … äh … besonders drauf, dass ich mittlerweile täglich auf irgendeine Aktion oder ein Spruch von ihr mit einem Blick reagiere, den man sonst nur von Rehen auf der Straße kennt, die just in diesem Moment von einem Auto angefahren werden.

Und der Krümel, mein liebliches, lustiges, ultra-niedliches kleines BABY, ist zwar immer noch einen Großteil der wachen Zeit absoluter Zucker, ABER er brüllt halt auch extrem viel rum, schimpft, petzt, wirft wütend Zeug durch die Gegend oder quasselt einfach so lange und laut ohne Luft zu holen, bis ich mich in die Zeit zurückwünsche, in der ich ständig in einer Metaldiscothek hinterm Tresen stand und wirklich zum Teil unterirdische Death-Konzerte aushalten musste. Jahrelang dachte ich eigentlich, dieser Nebenjob hätte mich krass hart gemacht, gerade was Lautstärke angeht, aber meine Kinder belehren mich da tatsächlich eines Besseren. Oh, welch süße Überraschung. ;)

Nachts gleichen die Kinder ihre tagsüber eher nervenaufreibenden Ambitionen übrigens damit aus, dass sie BEIDE bei Mama schlafen müssen und mir dabei so hart auf die Pelle rücken, dass ich mich manchmal wie eine Sardine im eigenen Saft fühle. Schön. RIIIICHTIG schön! Und sorgt fast gar nicht dafür, dass ich wieder ein Müdigkeitslevel pflege, das mir durchaus noch aus der Anfangszeit mit den beiden Schlecht-Schläfer-Babys bekannt ist. Macht‘s nur auch nicht besser. ;)

Sie können ja nichts dafür. Ich aber auch nicht.

Natürlich weiß ich, dass das alles normal ist. Und natürlich weiß ich auch, dass die Kinder in diesem Jahr sogar mehr als nur die normalen Baustellen aushalten und verarbeiten müssen. Corona, der olle Arschkrempen-Virus, verlangt auch oder sogar GERADE ihnen wirklich eine Menge ab und niemand sollte da noch erstaunt gucken, wenn sie gefühlt an einem Stück explodieren … und zwar in alle erdenklichen emotionalen Richtungen. Wirklich, ich weiß das und ich verstehe es sogar. Nur leider sitze ich im selben Boot. Auch mein Nervenkostüm ist dünner denn je und nur der Umstand, dass ich erwachsen bin und ES MIR DOCH SO AUSGESUCHT HABE, hilft mir gerade echt wenig dabei, mich nicht einfach phasenmäßig auf ein und dieselbe Ebene mit meinem Nachwuchs zu begeben und ab spätestens 17 Uhr schlicht durchzudrehen.

Ich bemühe mich ganz arg, nicht ständig auszurasten, nicht in das Gebrüll der Kinder mit einzusteigen, nicht nur rumzujammern oder mir selbst leidzutun, weil ich gerade alles so doof und anstrengend finde. Ich bemühe mich darum. Aber ich schaffe es nicht immer. Leider. Ich bin ja auch nur ein Mensch. Und manchmal kann ich nicht mehr. Manchmal mag ich meine Kinder auch einfach nicht besonders. Manchmal sind sie mir zu laut. Oder zu nervig. Oder gehen mir einfach nur auf den Keks mit irgendwas, dass ich normalerweise locker wegstecke, weil ich es ja eigentlich gewöhnt bin. Nach über 7 Jahren als Mama weiß ich, dass auch blöde Kack-Tage zur Elternschaft dazugehören – für IMMER sogar, dass man seine Kinder deswegen aber nicht weniger liebt, die Zeit mit ihnen (im Allgemeinen ;) ) genießt und vor lauter Dankbarkeit für diese kleinen Geschöpfe jeden Abend ein Tränchen verdrücken könnte; wenn sie denn dann still sind und schlafen. ;) Ich weiß das. Trotzdem mag ich manchmal jammern. Und alles Kacke finden. Und das auch SAGEN! Weil … jeder das Recht hat, sich mal Luft zu machen, um das Herz zu erleichtern. Jeder. Auch Eltern. Isso. <3

 

PS: Wie immer freue ich mich, wenn ihr den Artikel teilt! :-*

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4 Kommentare für “Elternschaft macht immer glücklich. Oder?

  1. Du schreibst einfach so wunderbar! Wenn du die perfekte Antwort findest auf diese blöde Aussage, dann lass es uns alle wissen! Mir fehlt auch regelmäßig ne gute Retourkutsche…

    1. Wieso beschwerst Du Dich über Deinen Job? Du hast ihn Dir doch SELBST ausgesucht und sogar über viele Jahre gelernt / studiert? Vielleicht passt das manchmal als Retourkutsche…

  2. Hach, du sprichst mir aus der Seele und auch hier ist gerade wieder Schubphase / Präpubertät. Danke für den Artikel <3