Geburtsbericht
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Geburtsbericht: Leserin Dani erzählt

Ich bin ziemlich naiv an das Thema Geburt heran gegangen. Ich hatte 2018 – vermeintlich – Schwangerschaftsdiabetes und Bluthochdruck. Im Rahmen des Geburtsplanungsgespräches im Krankenhaus wurde mir gesagt, dass deswegen direkt beim Überschreiten des ET (Karfreitag) eingeleitet werden müsse. Anscheinend spürte ich, dass unser Regenbogenbaby(2016 hatten wir zwei Sternchen jeweils noch in der Frühschwangerschaft ziehen lassen) nicht früher kommt und habe ziemlich entspannt bis zum ET gewartet. Wir sind dann in die Klinik und beim CTG zeigte sich so gut wie nix. Zum Glück wurde nicht direkt eingeleitet, sondern täglich beim CTG geschaut, ob sich was rührt. Durch die – rückblickend falsche Beratung – wurde trotzdem bei ET +3 mit der Einleitung begonnen. Völlig naiv ging ich davon aus, dass noch am selben Tag die Geburt startet. Ich hatte mich für eine Einleitung mit Tabletten entschieden. Die erste bekam ich gegen 8 Uhr früh. Zur Mittagszeit – wir waren noch im Kreißsaal, da unser Familienzimmer noch nicht frei war – war ich so müde, dass mich die Hebamme ins Bett verfrachtet hat. Wohl eine bisher äußerst seltene Nebenwirkung der Tabletten, die damit sofort abgesetzt wurden. Am nächsten Tag sollte dann mit einem Gel (Prostaglandin), welches auf dem Muttermund aufgetragen wird, weitergemacht werden. So verging der zweite und dritte Tag ohne Reaktion. Ich war genervt vom ständigen CTG, von all den frischen Müttern um mich rum, von den kilometerlangen Spaziergängen und der Klinik. Zum Glück war mein Mann die gesamte Zeit bei mir und munterte mich auf. Dann kam Tag vier und veränderte alles. Nach dem morgendlichen CTG untersuche mich eine erfahrene Hebamme. Sie wolle gucken, ob sich der Muttermund schon verändert hätte. Dabei hatte ich unwahrscheinlich starke Schmerzen. Ich schrie auf und wand mich irgendwie. Sie bat darum, dass ich beruhige und es gleich geschafft sei. Dann war es vorbei und ich weinte und rollte mich ein. Mein Mann, der während der regulären Untersuchungen abseits und weggedreht stehen musste, kam zu mir und tröstete mich. Er war genau so entsetzt wie ich. Die Hebamme erklärte dann, dass sie den Gebärmutterhals etwas gezogen hätte, damit er weicher wird. Mir war das egal, es tat so weh und ich weinte nur noch. Dieser Übergriff wurde mir erst in den kommenden Monaten so richtig klar, ich verdränge ihn noch heute und vermeide vor Schwangeren davon zu berichten. Dabei ist es so wichtig: die Hebamme hätte mich vorher aufklären müssen. Sie hätte mein Einverständnis gebraucht!

Nach dieser Untersuchung entschied ich mich die Einleitung abzubrechen. Ich wollte nach Hause und warten bis mein Kind soweit ist. Nachmittags sollte nochmal das Gel aufgetragen werden und ich wollte meinen Entschluss mitteilen. Die junge Hebamme begann allerdings gleich damit, dass man morgen eine Pause einlegen wolle und dies erst mal die letzte Dosis wäre. Ich stimmte dann doch zu. Am Abend schauten mein Mann und ich fern. Es lief Luke Mockridge und ich konnte entspannen und viiel lachen – auf einmal machte es plopp und ich sprang auf: die Fruchtblase ist geplatzt! Voller Freude und Euphorie ging es gegen 22 Uhr in den Kreißsaal zum CTG – kaum Wehen. Ich sollte schlafen gehen. Ich hielt es im Bett keine 5 Minuten aus, da die Wehen mit so einer Intensität kamen, dass liegen bleiben keine Option war. Die Nachtschwester meinte nur, die Wehen müssen alle 3 Minuten kommen über eine Stunde lang und ich sollte im Flur auf und ab laufen. Das tat ich so gut es ging, mein Mann stoppte die Zeit. Wir fühlten uns sehr allein. Die Schwester kam nicht mal gucken und fragte wie es mir geht. Nach einer Stunde Qual durfte ich wieder in den Kreißsaal, natürlich selbst gehend. Es dauerte durch die starken Wehen lang bis wir dort ankamen und mir war so kalt. Inzwischen war es Mitternacht und ich schon völlig am Ende. Die Hebamme war nicht sonderlich freundlich und keineswegs einfühlsam. Bei einer Wehe, die mich schnell atmen ließ, meinte  sie nur, ich solle nicht so übertreiben, das war keine starke Wehe. An die nächsten zwei Stunden erinnere ich mich nicht. Ich schien zwischen den Wehen regelrecht weggetreten zu sein. Mein Mann berichtete von Schreien und Schimpfen meinerseits. Dann erlöste mich die Hebamme mit der Frage, ob ich über eine PDA nachgedacht habe. Ich verneinte, ich wollte es ohne schaffen, aber sie antwortete nur, dass ich das gar nicht könne. Das war wohl richtig, aber absolut nicht feinfühlig. Ich nahm dann die PDA, übergab mich noch kurz vorher, und konnte dann endlich schlafen. Die Wehen gingen zurück, also gab es zusätzlich Wehenmittel. Glücklicherweise war um 6 Uhr Schichtwechsel und eine Hebammenschülerin kümmerte sich fortan rührend um uns. Der Muttermund war nun vollständig geöffnet. Gegen 8 Uhr begannen die Presswehen und schon eine halbe Stunde später hatte ich meine Tochter im Arm. Wir blieben noch 3,5 Tage im Krankenhaus und die Nachsorge unserer Tochter war super. Nur meinen sehr hohen Blutdruck interessierte niemandem. Ich sollte zeitnah zum Kardiologen. Zum Glück gibt es in der Klinik ja keine entsprechenden Ärzte…

Trotzdem vergaß ich die Hürden der Geburt schnell wieder und verdrängte die Einleitung, sodass im Juni 2020 die nächste Entbindung anstand. Ich wusste, dass eine Einleitung für mich nicht noch mal in Frage kam. Zumindest hatte ich dieses Mal keine Schwangerschaftsdiabetes, dafür wieder hohen Blutdruck und weitere Medikamente.

Um meinem Körper dieses Mal besser vorbereiten zu können, ging ich zur Akupunktur und es half mir ungemein! Eine Woche vor der Geburt hatte ich jeden Abend drei Stunden Übungswehen. Einen Tag nach ET hatte ich nachmittags schon häufiger Wehen, aber ich wollte noch zum Entwicklungsgespräch unserer Großen in die Kita. Wir machten mit der Erzieherin Witze, dass es bald losgeht… Beim Abendbrot musste ich immer wieder pausieren und als die Große im Bett lag, wurden die Wehen immer stärker und regelmäßiger, teilweise waren nur noch 3 Minuten dazwischen Pause! Also ging es ab ins Krankenhaus. Es war 21 Uhr und Dank Corona warten wir mit MNS vor der Frauenklinik, es öffnete sich die Tür und … die Wehen waren weg. Da stand vor uns die unsensible Hebamme aus der Geburtsnacht unserer Großen – wie viel Pech konnte man denn haben! Auf dem CTG war tatsächlich kaum noch Wehentätigkeit zu sehen. Mein Mann musste draußen warten. Dann kam der erlösende Satz: „die Nachtschwestern werden entscheiden, ob Sie hier bleiben oder noch mal nach Hause f ahren.“ Juhuu, sie hatte Feierabend! Aber mal ehrlich als Zweitgebärende mit Wehen (und hätte sie sich die Mühe gemacht mich zu untersuchen, hätte sie festgestellt, dass der Muttermund schon 2cm auf war) und 30 minütiger Fahrt bis nach Hause, kann man mich doch nicht wegschicken! Die scheint einfach keine Lust auf ihre Arbeit zu haben… Zum Glück war sie dann weg, die nachfolgende Hebamme freundlich, emphatisch und erfahren, und meine Wehen kamen wieder. Inzwischen war es 22:30 Uhr und wir sollten bis Mitternacht spazieren gehen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Wehen schon echt fies und ich musste immer wieder anhalten und mich festhalten. Ich war etwas früher wieder im Kreißsaal und die Untersuchung ergab, dass der Muttermund nun weich und 4 cm geöffnet sei. Ich war enttäuscht, hoffte es wäre schon mehr geschafft und wollte meinen Mann bei mir haben. Aber der musste noch draußen warten. Eine andere Gebärende wurde für einen  Not-Kaiserschnitt vorbereitet und so war ich allein als bei einer Wehe die Fruchtblase platzte. Das war ein ganz anderer Schmerz als bei der Großen damals und ich schrie erschrocken auf. Die Hebamme guckte kurz rein, fragte was sei und rannte nach meiner Antwort los und holte meinen Mann. Daraufhin blieb sie nur noch bei mir. Ich wollte Schmerzmittel, gern eine PDA, aber dafür reiche die Zeit nicht. Durch den Not-Kaiserschnitt sei nur sie da, aber „wir schaffen das auch ohne PDA! Da bin ich mir sicher! Ich spritze ihnen erstmal etwas, das hilft dann schon.“ Ich fühlte mich wahrgenommen und habe ihr vertraut. Es war 0:30 Uhr und schon 6 cm. Letztlich ging alles sehr, sehr schnell. Die Wehen kamen so schnell, dass sie mit Mühe die Kanüle zwischen drei Wehen setzen konnte und dann ging’s schon mit Pressen los. Keine Schmerzmittel, dafür eine Hebamme, die mich unterstützte, anfeuerte und mich Maß nahm als ich aufgeben wollte. Es war 00:50 Uhr und meine Tochter war da. Nur eine Minute zuvor kam das Kaiserschnitt-Baby zur Welt und war Nummer 600 in diesem Jahr. Aber das war mir egal. Ich war so stolz auf mich und mein Baby, dass wir mit 601 super zufrieden waren. Ich wollte wegen Corona ambulant entbinden, musste wegen hohem Blutverlust aber noch auf Station. Gegen Mittag entließ ich mich selbst, meine Blutwerte waren okay und meine Hebamme wusste Bescheid. Zu Hause war ich einfach nur froh und glücklich, mit beiden Mädels und meinem Mann vereint.

Diesen sehr spannenden Geburtsbericht hat Dani geschrieben :)

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