Geburtsbericht
Geburtsberichte

Geburtsbericht: Leserin Bea erzählt (2)

Geburtsbericht meines 5. Wunderkindes: Bei mir stellten sich 8 Tage nach ET gegen frühen Nachmittag erste richtige und regelmäßige Wehen ein. Ich traf mich noch mit einer Freundin und deren Kindern auf dem Spielplatz und wir verbrachten den Nachmittag zusammen. Die Wehen waren zu dem Zeitpunkt noch gut auszuhalten und ich konnte noch alles machen. Meine Gebärmutter war nur ein bisschen zickig, wie ich sagte. Zwischendurch musste ich mich festhalten und mich konzentrieren. Die Kinder auf der Schaukel anschubsen ging aber noch. Ich wurde zum Ende des Treffens nur sehr schweigsam und wollte schnell wieder rein in mein Zu Hause. Gegen 18 Uhr sagte ich zu meiner Freundin, dass ich mich jetzt gerne verabschieden würde und sie vielleicht die letzte ist, die mich schwanger gesehen hat.
 Als ich mich dann abends von meiner Freundin verabschiedet hatte und mit meinen Kindern zu Hause war, fingen die Wehen an intensiver zu werden. Nachdem die Kinder im Bett waren installierte ich eine Wehenapp und habe angefangen die Abstände der Wehen zu dokumentieren. Im Durchschnitt waren die bei alle 5 Min. Und von der Länge her bei 50 sek. Ich informierte also meine Doula, dass ich seit dem Nachmittag regelmäßig Wehen habe, aber erstmal noch abwarte und mir mit meinem ältesten Sohn eine Pizza bestellen würde. Als das Essen dann geliefert war, konnte ich nicht wirklich etwas runter kriegen. Ich habe versucht in den Wehenpausen etwas zu essen, aber es klappte nicht wirklich.
Dann kam da diese eine heftige Wehe, wo ich dachte: scheiße, was war DAS jetzt?! Gegen kurz nach Mitternacht schrieb ich ihr ein Update, dass ich mit dem Atmen nicht klar käme und total verkrampfe, ich aber nicht denke, dass sie sich schon auf dem Weg machen müsse, weil ich das Gefühl habe, es ist noch nicht so weit und die Wehen seien noch nicht stark genug. Sie fingen auch gerade wieder an unregelmäßiger zu werden, sodass ich echt gezweifelt habe. Meine Doula hat sich trotzdem auf den Weg gemacht und das war auch gut so. Ich wollte nicht, dass sie nachher umsonst kommt und hatte schon ein schlechtes Gewissen. Sie fährt gute 2 Stunden zu mir und ich wollte mir selbst sicher sein, dass die Geburt auch wirklich startet, das war ich aber nicht. Ich war in der Zwischenzeit nochmal duschen, hatte aber wenig bis fast keine Wehen mehr in der Zeit und war schon verzweifelt. Ich dachte mir: “jetzt kommt sie nachher umsonst” ich habe dann versucht mit Himbeerblättertee und einem Teelöffel Zimt die Wehen etwas zu fördern. Es war so ekelig! In mir wuchs etwas die Verzweiflung, weil ich dachte, das war es jetzt, gleich ist meine Doula da und ich habe keine Wehen mehr. Falscher Alarm und sie kann wegen mir dann wieder nach Hause, nur weil meine Einschätzung falsch war.Zwischenzeitlich waren meine Wehen nämlich fast weg.
 Als meine Doula dann da war und sich erstmal einen Kaffee gemacht hatte stellten wir einen Diffuser auf mit Lavendelöl und legten uns aufs Sofa. Es kamen wieder ein paar Wehen und ich habe versucht diese mit ihr zu veratmen. Am Anfang war ich noch sehr gehemmt und hatte Probleme mich fallen zu lassen, wollte nicht laut sein. Das legte sich aber. Wir waren aber beide die ganze Nacht wach. Ich habe gezittert und gefröstelt, obwohl mir nicht kalt war. Wahrscheinlich einfach aus Erschöpfung und weil mir Zucker fehlte, meine Zähne klapperten richtig. Immer, wenn ich etwas Saft getrunken hatte, legte es sich. In den frühen Morgenstunden gönnte uns der Kleine eine Ruhephase und wir fingen an wegzudösen.
Meine Doula stand oft hinter mir und hielt mich am Becken fest oder drückte etwas gegen meinen unteren Rücken. Das brauchte ich, ich brauchte die Berührung. Ich liebe Berührungen. Ich kann mich auch nicht mehr an alles ab da erinnern, weil ich diese Zeit wie im Nebel irgendwie nur noch wahrgenommen habe. Ich musste hörbar die Wehen vertönen. Im Vierfüßler waren sie heftiger als im Liegen. Ab 8 Uhr wachten meine Kinder auf und auch meine Wehen erwachten wieder und das in ungeahnter Intensität.  Meine 5 Jährige massierte mir mit dem Igelball den Rücken auf dem Sofa, meine 3 Jährige kuschelte mit mir und war unnatürlich ruhig. Meine Kinder bekamen von meiner Doula Frühstück gemacht und ich weiß noch, dass ich meinen Kindern gegenüber ein schlechtes Gewissen hatte, dass ich mich nicht mit ihnen an den Tisch gesetzt habe und ihnen Frühstück gemacht habe oder ihnen die Anziehsachen gegeben hatte. Mein 7 Jähriger bekam nach 3 Wochen endlich mal wieder sein IPad und zog sich damit in sein Zimmer zurück
Irgendwann war der Punkt erreicht, wo die Wehen so fies wurden, dass ich für mich selbst merkte, ich stehe an einem Scheidepunkt. Da stand ich gerade am Wickeltisch und veratmete wieder eine Wehe. Ich sagte also, dass ich jetzt entweder in die Badewanne möchte, oder wir die Hebamme rufen und die gucken soll, wie weit der Muttermund sei. Meine Doula und ich entschieden, dass die Badewanne erstmal am sinnvollsten ist. So machte ich mir die Badewanne, kriegte kaum meine Klamotten aus wegen den Wehen und jammerte vor mich hin. Ich brauchte ewig für das ausziehen in Etappen Das heiße Wasser war dann aber eine richtige Wohltat für mich. Es war der einzige Ort, wo ich die Wehen als etwas erträglicher empfand und mich, zumindest am Anfang, entspannen konnte. Die Wehen wurden aber auch in der Badewanne immer heftiger und ich weiß nicht mehr, wann sich meine Doula ins Bad dazu schlich. Sie war aber dann auf einmal neben mir, reichte mir einen Waschlappen auf die Stirn und kümmerte sich nebenbei noch um meine Kinder. Ich jammerte immer lauter und schrie irgendwann auch einfach nur noch, dass ich jetzt ins Krankenhaus will und dass ich nicht mehr könne, eine PDA und einen Kaiserschnitt wolle, zwischendurch wollte ich auch den RTW und sagte, dass ich kein Kind kriegen kann. Meine Doula  hat erst versucht mich zu überreden aus der Badewanne zu kommen, weil ich bei dem Schaum das Kind nicht bekommen könne, aber ich wollte nicht raus. Ich wollte das Kind im Wasser kriegen und konnte mir keinen anderen Ort dafür vorstellen. Zwischendurch haben wir dann das Wasser einmal erneuert. Ich wurde unter den Schmerzen stellenweise panisch und wollte nur noch, dass es aufhört. Ich tauchte etwas unter, haute gegen die Badewanne.  Ich hatte Angst davor, wenn der Kopf durch den Geburtskanal kommt, wollte es aufhalten. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ohne Schmerzmittel zu schaffen. Zwischendurch erinnerte ich mich an einzelne Episoden aus meinen anderen Geburten und musste für mich selbst klarkommen, dass ich jetzt nicht im “Damals” bin, mir keiner auf dem Bauch rumdrückt, ich keine Verantwortung für meine Geburt in die Hände der Ärzte legen muss, mich nicht ausliefern lassen muss, nur mir selbst in diesem Moment ausgeliefert bin und mit meinem Körper zusammenarbeiten werde und mich mir selbst stellen muss. Meine Kinder schauten immer wieder nach mir, meine 5 Jährige brachte mir zwischendurch Wasser zu trinken. Ich bat sie darum. Meine Doula hatte zwischendurch die Hebamme angerufen, die aber noch im Bett lag und meinte, sie sei in einer Stunde da. Ich dachte nur: “will die Hebamme mich jetzt verarschen?!” normalerweise braucht sie nur eine gute halbe Stunde zu mir. Gefühlt brauchte sie auch wesentlich länger als die angekündigte Stunde, denn, als die Fruchtblase unter einer ziemlich heftigen Wehe platzte, was wir durch einen großen Blubb in der Badewanne bemerkten, war die Hebamme noch nicht aus ihrer Stadt raus. Meine Doula hatte sie nämlich dann nochmal angerufen.
Als die Fruchtblase gesprungen war, wusste ich, dass es jetzt kein Weg mehr zurück gibt. Davor habe ich noch befürchtet, dass die Geburt ewig dauert und wir noch genug Zeit hätten eventuell noch ins Krankenhaus zu fahren. Ich hatte immer noch diese ‘3 Tage’ im Ohr, von denen mireine Doula auf dem Sofa erzählt hatte und so gar keinen Bock das noch 3 Tage lang zu machen. Ich fluchte die ganze Zeit vor mich hin in den Wehenspitzen. Ich traute mich nicht nach dem Muttermund zu tasten, weil ich wusste, dadurch kommen dann noch mehr Wehen, irgendwann tat ich es aber doch und ich fühlte etwas ganz komisches. Der Pressdrang kam ziemlich schnell. Ich schrie nur noch rum und hatte das Gefühl aufs Klo zu müssen. Ich machte dann wirklich ins Wasser, was im Nachhinein betrachtet das Peinlichste überhaupt für mich bei der gesamten Geburt war. Im Nachhinein könnte ich da echt noch im Boden versinken. Das Wasser wurde somit rausgelassen . ich blieb trotzdem in der Wanne, und wir ließen wieder neues Wasser rein. Ich wollte nämlich immer noch nicht raus. Was mir unglaublich gut tat war, dass mir meine Doula mit der warmen Duschbrause Wasser auf den Körper brauste. Ich brauchte das Wasser, am liebsten ganz um mich rum und ganz warm. Da ich ja in der Schwangerschaft auch schon eigentlich jeden Tag gebadet habe und auch immer sehr heiß bade, konnte mir das Wasser nicht warm genug sein, ich sagte dann imner, dass es noch wärmer soll. Die einzig richtige Haltung in der Badewanne war seitlich liegend. Ich komnte mir nicht vorstellen mich irgendwie zu erheben. In den Presswehen drückte ich die Hand meiner Doula, die auf einmal neben mir war. Ich fühlte während der Presswehen mit der anderen Hand, was die Presswehe macht, wie sie dehnt und ob das Köpfchen rauskommt. Zwischendurch verlangte ich im Halbnebel noch nach einer Bruscopan und hatte das Bild vor Augen, dass die Packung oben auf dem Kühlschrank liegt und auf ihren Einsatz wartet. Meine Doula sagte mir; sie dürfe mir nichts geben und ich dachte nur: scheiße, doch keine Erleichterung. Die Hebamme kam gerade an, wo ich den Kopf dann rauspresste. Erst rutschte er nochmal zurück in der nächsten Wehe presste ich ihn dann aber herraus. Es brannte an der Harnröhre und ich merkte auch, dass ich irgendwo gerissen bin. Es hieß, ich hätte es in der Nächsten Wehe dann geschafft und das gab mir dann auch den Motivationsschub mit der letzten Kraft meinen Sohn herauszupressen. Im Nachhinein hätte ich das Kind am liebsten nur mit meiner Doula an meiner Seite bekommen, ich wäre jetzt nicht enttäuscht gewesen, wenn die Hebamme zu spät gekommen wäre
 Ich hatte die Hand mit dabei, als er rauskam und lich glaube, ich war es auch, die ihn dann hochnahm und auf den Bauch legte. Sicher bin ich mir da nicht mehr. Es war so überwältigend. Ich fasste zum ersten Mal eine pulsierende Nabelschnur an, die noch halb in mir steckte. Die Nabelschnur pulsierte noch ziemlich lange. Zwischendurch fühlte ich immer mal nach. Die Wehen waren noch nicht ganz vorbei. Mein Köper brauchte etwas für die Plazenta. Meine Doula durfte abnabeln und ihn als erste nach mir halten. Die Plazenta kam nämlich erst im Stehen und platschte dann laut in die Badewanne, die voller Blut und Gewebe war, sowas hatte ich noch nicht gesehen, hat mich etwas geschockt.
Ich bin dann raus aus der Wanne und wurde im Wohnzimmer dann versorgt und bei dem Kleinen wurde die U1 gemacht, wo ich im Nachhinein gerne daneben gestanden hätte. Ich habe aber direkt daneben auf dem Sofa gesessen und zugesehen. Die Geschwister standen drum herum.
Ich musste dann noch genäht werden, was mir eigentlich klar war. Ich habe ja gespürt, wie ich gerissen bin, das Nähen, die Betäubungsspritze und das rumdehnen ist echt nicht angenehm. Meine Mädels haben sich das aber ganz interessiert angesehen.
Es war überhaupt toll, meine Kinder um mich herum zu haben. Sie konnten sich die ganze Zeit in der Wohnung frei bewegen und kommen, wann sie wollten. Sie wegzubringen konnte ich mir zu keinem Zeitpunkt der Geburt vorstellen
 Die Hebamme hat ihnen auch die Plazenta gezeigt und ihnen alles erklärt und auch ich habe bei meiner 5. Geburt endlich das erste Mal so genau die Plazenta sehen können. Der Kleine hat erstaunlich wenig geweint. Ich muss sagen, dass ich immer noch geflasht, aber sehr glücklich über die Erfahrung Hausgeburt bin und es sehr heilsam auch für mich war zu wissen, dass mein Körper das kann- ohne Schmerzmittel, Wehentropf und Oxitozinspritze. Auch nach der Geburt war es einfach schön schon zu Hause zu sein. Meine Doula hat sich rührend um meine Kinder gekümmert, sie bekocht und auch mich mit Essen versorgt. Diese Geburt hat tief in mir etwas verändert, mir aber auch bewusst gemacht, was mir bei den anderen Geburten vorenthalten blieb. Wenn ich meine Doula nicht dabei gehabt hätte, wäre ich nicht in der Lage gewesen der Herausforderung Hausgeburt entgegen zu treten. Ohne sie hätte ich die Geburt nicht gepackt und wäre wieder im Krankenhaus gelandet, weil ich zu viel Angst gehabt hätte mich meinen Ängsten und Urkräften zu stellen und ihnen ausgeliefert zu sein. Mit ihr an meiner Seite musste ich diesen Weg aber nicht alleine bestreiten. Sie hat mich an die Hand genommen- mich geleitet und allein durch ihre Anwesenheit mir das Gefühl gegeben, dass ich stark sein kann, dass ich es schaffen kann. Kann so ein Geburtserlebnis süchtig machen, habe ich mich kurz nach der Geburt gefragt.
Die Maße meines Sohnes waren:
3700 gr
53 cm
35,5 KU
Geboren um 10. 15 Uhr bei ET+9

Der LÄCHELN UND WINKEN Newsletter

Freu dich jeden Samstag über eine Mail von mir, mit allen Links zu den Neuerscheinungen der Woche und verpasse damit keinen Beitrag mehr - ganz egal, welcher Social Media Algorithmus gerade einen Pups quer hängen hat. ;)

Ich verschicke natürlich keinen Spam! Erfahre mehr in meiner Datenschutzerklärung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Ein Kommentar für “Geburtsbericht: Leserin Bea erzählt (2)