Geburtsbericht
Geburtsberichte

Geburtsbericht: Leserin Britt S. erzählt von ihren 2 Geburten

Bei meiner ersten Geburt muss ich weit ausholen: Ich verhütete nicht, weil ich die meisten Methoden für unnatürlich oder ungesund halte, und mein Mann sagte sowas wie ”ach so schnell wird man nicht schwanger!” Ja er vielleicht nicht, lach. Im Nachhinein muss ich zugeben, dass er eigentlich recht hatte. Ich erfuhr nämlich erst nach der Geburt, dass ich mit Uterus Bicornis eigentlich gar nicht schwanger werden kann. Ich bemerkte die Schwangerschaft durch höllische Brustschmerzen. Da ich wusste, dass es am Anfang alles noch unsicher ist, wartete ich mit dem FA Besuch bis zur 9. Woche. Er machte Ultraschall und alles war supi. Da ich ja nun schwanger war, untersuchte er natürlich nicht weiter, und entdeckte die Anomalie auch nicht. Die komplette Schwangerschaft war total schön. Ich hätte nie im Leben erwartet, dass ich so gut wie null Wehwehchen hatte. Ich nahm ca 13 Kilo zu – genug für mich Winzling
(vorher 49 Kilo, 158m) Das einzig störende war, dass man das Geschlecht des Babys nie sehen konnte. Das Baby hatte die Nabelschnur wie eine 8 um die Beine gewickelt und saß die meiste Zeit im Schneidersitz mit den Füßen im Schritt. Man sah also weder von vorne noch von hinten was. Einmal meinte der Frauenarzt einen Hodensack erkannt zu haben und wir rechneten also mit einem Jungen. 5 Tage nach ET fing ich an zu tröpfeln. Ich sagte meinem Mann am Abend er solle früh schlafen gehen, weil ich ihn vermutlich
nachts wecken würde.
Gegen 2.00 Uhr hatten die Wehen einen Abstand von 3 bis 6 Minuten und
ich fand ich hätte jetzt lange genug gewartet. Wir fuhren ins
Krankenhaus und durften erstmal zum Ultraschall. Ärztin: ”Alles soweit
in Ordnung – wissen Sie was es wird?” Wir: ”ne!” Sie: ”Dann können
Sie jetzt auch noch eben abwarten, ich verrate nichts!” (‘Mal eben’
dauerte übrigens ab hier 26 Stunden – haha)
Dann ging es gemütlich weiter: Erst ins normale 2 Bettzimmer, nette
Bettnachbarin wunderte sich dass ich die Wehen so easy wegatmen konnte;
dann in den Kreissaal. Arzt sah nach ”och erst 4cm, machen Sie es sich
bequem ich komme gleich wieder”
Wir schrieben Nachrichten an unsere Eltern und warteten in Ruhe am
CTG… Irgendwann tauchte meine Mutter auf. Sie war früh losgefahren
weil sie eine Fahrtzeit von über 2 Stunden bis zu uns hatte. Damals
lebte noch eine Oma und sie fuhr dort vorbei und brachte Kekse und
Zeitschriften mit. Es wurde also ein nettes Kaffeekränzchen im Kreissaal ;)
Da sich nichts weiter tat und die Wehen mal wieder pausierten
unterhielten wir drei uns angeregt und hatten Spaß – das wurde der
diensthabenden Schwester aber zu viel und sie warf mir vor nicht
entspannt genug zu sein. Inzwischen war es wieder Nacht und die gute
Dame kam wütend hereingerauscht und brüllte mich mit den Worten ”Wenn
Sie sich jetzt nicht sofort entspannen, mach ich das!” an. Wir lachten
schon wieder, und ich hörte mich antworten ”Ja bitte entspannen Sie
sich mal!” Sie tat dies und kam nicht mehr rein.
Inzwischen wurde auch der Chefarzt ungeduldig und riss mich einfach mal
manuell auf 10 cm auf. Jetzt endlich sollte es losgehen… Aber es tat
sich nichts. Wie lange das jetzt gedauert hatte, wann man mir die PDA
setzte und nach Stunden wieder absetzte weiß ich nicht mehr. Die weißen
Kittel kamen rein, gingen wieder, warfen sich zu zweit auf mich,
beschuldigten mich nicht zu pressen; und holten die Saugglocke. Kennt
ihr noch diese Geister mit Kettenkugel an einem Bein? So in etwa hörte
sich das an. Also dieser Geist schien in mir drin zu stecken und man
zerrte ihn jetzt an der Kette wieder heraus…. oder so ähnlich. Auf
einmal machte es platsch: Ein unglaublich fettes wabbeliges Alien mit
riesigen schwarzen Schlitzaugen (könnte auch Buddha gewesen sein)
knallte heiß und glitschig auf meinen Bauch… Und eh ich mich versah
rannte die ganze Kompanie in weißen Kitteln mit dem Ding davon. Zurück
blieb ich mit der Nachgeburt und einer Ärztin, die mit den Nerven am
Ende wütend sagte ”hören Sie auf zu schreien während ich Sie nähe,
sonst setze ich Sie unter Narkose!” Und ich hörte mich antworten:
”Seien Sie froh, dass ich Sie nicht trete, ich spüre nämlich auch meine
Beine wieder, und lassen Sie mich in Ruhe schreien!” Also das war geklärt.
Dann kam der Chefarzt rein und sagte: “Wir haben blablabla Herztöne
blablabla Atmung blablabla Antibiotika blablabla gemacht, das Baby ist
jetzt stabil, wird aber noch beatmet und bleibt vorsoglich noch im
Brutkasten” Hörte sich für mich gut an, Kind war also sicher und
professionell versorgt auf der Frühchen-Intensivstation.
Und wagte zu fragen ”Was ist es denn?” Und er nur ”Ja danach habe ich
jetzt nicht geguckt!!!” (Ich fühlte mich wie im Mittelalter)
Dann kam meine Mutter rein und sagte sie habe sich einfach Zugang
verschafft und herausgefunden, dass es ein Mädchen ist! Sie hatte auch
gleichzeitig ein Foto mit dem Handy machen können. (Gut dass ich zwei
Namen parat hatte)
Irgendwann wurde ein Brutkasten um die Ecke geschoben damit ich mich
vergewissern konnte, dass das da drin auch gut eingepackt war. Es war
also kein Buddha sondern sah jetzt mit den weißen Decke eher aus wie ET
im Fahrradkorb.
Ich durfte ET noch nicht besuchen – ich war mehrfach gerissen und musste
laut Ärztin ein Kunstwerk genäht bekommen ”Ich kann Ihnen nicht
garantieren, dass das schön aussieht” Wie niedlich – als wenn mich
interessieren würde ob die Geburtsnarben ‘schön’ sind.
Die Hebamme wollte mir beim Abpumpen behilflich sein, und ich sagte ihr
dann aber ”Nein auf keinen Fall, Ich würde das Baby hier und jetzt
anlegen wollen – aber ohne es bisher gesehen zu haben, und es nicht
besuchen zu dürfen – da fange ich bestimmt nicht an eine
Plastiksaugflasche zu stillen!”
Sie musste nur 1 Nacht im Brutkasten liegen. War natürlich das größte
und fetteste Kind auf der Frühchenstation. Als ich endlich runter durfte
starrten mich die anderen Frühcheneltern an. Ein Paar lachte sogar, weil
sie sich gefragt hatten welche Mutter denn wohl zu einem 52cm großen und
fetten ‘Frühchen’ gehört ;)
Im Zimmer so ‘alleine’ entschuldigte sich meine Bettnachbarin dass ihre
Tochter permanent schrie. Aber ich vergewisserte ihr, dass ich das toll
finde, ich könne sonst die Stille ohne mein Kind kaum ertragen. Ihr Mann
brachte eine große Familie mit Uroma und den ganzen Clan mit. Das waren
tolle Leute und alle erkundigten sich über meine Tochter. Ich fühlte
mich so richtig gut aufgehoben und war sehr froh kein
Einzel/Familienzimmer genommen zu haben.
Tag 3 durfte sie dann zum ersten mal in der Intensivstation in meinem
Arm einschlafen. Tag 4 nahm man ihr alle Schläuche ab und ich traute
mich dann erst sie selbst zu wickeln. Tag 5 wurden wir fit und gesund
entlassen. Wie eine normale Mutter mit ihrem gesunden Baby bei denen
alles glatt gelaufen ist.
Hinterher erfuhr ich dann von meiner Hebamme dass der erste APGAR bei 4
lag. Gut dass ich das im Krankenhaus nicht wusste. Ich hätte so nie
ruhig schlafen können vor Sorge.

Erst nach 2 Jahren bei der gewöhnlichen Kontrolle meines inzwischen
neuen Frauenarztes erfuhr ich, dass ich eine recht ausgeprägte
Missbildung habe: mein Uterus sieht nicht birnenförmig aus wie in den
Biobüchern, sondern eher wie eine Barbiestrumpfhose. Sie ist von Geburt
an unterentwickelt. Kein Wunder also, dass ich kaum Wehen hatte. Die
Form, die Muskulatur – da ist ja alles irgendwie deplatziert. Dort gibt
es nur wenige Möglichkeiten für eine Eizelle vernünftig anzudocken. Die
meisten werden nicht befruchtet, nisten sich nicht ein, oder gehen
frühzeitig wieder ab. Auch Unterentwicklungen sind aufgrund fehlender
Blutzirkulation möglich.
Auf eine zweite Schwangerschaft brauchte ich nicht hoffen sagte er.
Außer mit einer OP/Hilfe in der Kinderwunschklinik. Er wolle mir
Infomaterial besorgen und ein Gespräch mit uns beiden führen falls wir
ein weiteres Kind planen…
Und dennoch wurde ich quasi noch in der selben Nacht auf natürlichem
Wege wieder schwanger ;) Diesmal war es nicht ganz so gemütlich. Ich
musste wegen eines verkürzten Gebärmutterhalses 4 Wochen liegen. Aber
das war für mich Ok.
Ach ja und man sagte mir, dass ich auf keinen Fall normal gebären könne
und einen Kaiserschnitt planen solle… Der Chefarzt und ich entschieden
dann aber gemeinsam, dass wie beim ersten Mal die Vakuumextraktion eine
gute Sache wäre.
Zwei Tage vor ET wurde die Geburt meiner zweiten Tochter eingeleitet
weil man den Verdacht hatte sie sei unterversorgt; mit Glocke unter PDA
geholt; und mir dann auf den Bauch gelegt.
Weil es beim ersten Kind so gut geklappt hatte, entschied ich mich
wieder gegen das Stillen (obwohl ich im Grunde dafür war – aber Kind
Eins war ein Schreikind – ich hätte mich nur verrückt gemacht und mich
gar nicht mehr getraut irgendwas zu essen was Blähungen verusachen
könnte. Bei meinem Fliegengewicht wäre das nicht gut gewesen!)
Und dann, als ich 2 Stunden mit ihr alleine im Ruheraum lag – da wurde
mir erst bewusst wie schlimm die erste Geburt war! Und ich bin bis heute
völlig erstaunt, dass Kind Eins und ich von der ersten kurzen
warmglitschigen Sekunde an eine so tiefe Bindung füreinander entwickeln
konnten.

Übrigens habe ich bei Kind Zwei gedacht ich könne einfach so ohne Hilfe
zum Klo… hahaha, ne! Ich stehe auf… denke jedenfalls dass ich das
tue – und leg mich der Länge nach regelrecht auf die Fresse! mein
rechtes Bein war zwar da, aber irgendwie hatte ich keine Kontrolle
darüber. Ich lag nun irgendwie unter dem Krankenhausbett, raffte mich
auf und hoppelte einbeinig zum Klo. Zurück am Bett fiel mir auf: Ich
komme nicht hoch! Also schob ich Tisch und Stühle so ineinander, dass
ich auf allen Vieren irgendwie darauf hochgkrabbelklettern konnte.
Endlich im Bett schob ich die Möbel wieder irgendwie von mit weg und
deckte schnell mein inzwischen rot und blau ‘geschlagenes’ Bein zu.
Da kam auch schon die Schwester und sagte: ”Na, haben Sie sich gut
ausgeruht? Sie haben auch wieder richtig farbe im Gesicht” Hahah ja
genau! ;)

Das ganze Gefühl kam erst nach 3 Monaten wieder komplett in mein Bein
zurück. Das war eine seltene Nebenwirkung der Narkose, die bei 1 von 400
Patienten mit PDA vorkommen kann. Ein Hoch auf seltene Dinge! :D

Ich möchte euch Mut machen: Es kann klappen! Man kann trotz ”Sie können
vilelleicht nicht schwanger werden” Kinder bekommen, und man kann auch
trotz einer total bescheuerten Geburt eine Bindung zum Kind aufbauen.
Aber auch andere Möglichkeiten sind völlig OK! Es wäre nicht
unwahrscheinlich gewesen, dass sich mein Inneres erstmal gegen das Baby
sträubt. Es ist enorm wichtig für die Bindung das Baby die ersten
Minuten bei sich zu haben. Das setzt hormonell einiges in Gang, was ohne
den Säugling einfach nicht passiert.
Ich hätte tatsächlich keine Milch für Kind Eins gehabt, das merkte ich
erst bei der zweiten: Da hatte ich plötzlich Milcheinschuss. Und wusste
da erst im Vergleich, dass ich ich das beim ersten Mal nicht hatte.
Also macht euch nie Vorwürfe. Ihr müsst nicht stillen, und ihr müsst das
Baby auch nicht sofort ab der ersten Sekunde lieben können. Es ist toll
wenn beides von Anfang an klappt – aber ihr seid nicht dazu verpflichtet
so zu ‘funktionieren’ :-*

Diese spannenden Geburtsberichte hat Britt geschrieben :)

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