Geburtsbericht
Geburtsberichte

Geburtsbericht: Leserin Katharina E. erzählt

Die Geburt meines ersten Kindes war nicht ganz so undramatisch, wie die meines zweiten Kindes. Für den Geburtsbericht muss ich ein wenig ausholen:
Mein damaliger Partner und ich waren bereits ein Paar, seit ich 13 war. Wir hatten kein unerheblichen Altersunterschied und auch immer wieder Schwierigkeiten im Leben aufgrund der Erkrankung meines Partners. Wir wohnten zusammen seit ich 16 Jahre alt war. Da ploppte die Krankheit, die verfluchte Alkoholkrankheit, auf. Jedenfalls kämpfte ich mit und in manchen Lebensphasen auch gegen ihn gegen diese unsagbare Erkrankung. Ich musste viel Schlimmes erleben und habe mich aufgegeben und bin in eine Co Abhängigkeit gefallen. Mit 18 haben wir dann eine Therapie beim Blauen Kreuz gemacht, mehr oder weniger diese 2 Jahre durchgezogen, bis ich der Meinung war, dass mein Partner tatsächlich trocken war. Und dann flammte in uns der Kinderwunsch auf. Wer, wenn nicht wir, die schon soviel geschafft haben…..so Jedenfalls mein, im Nachhinein zu erkennendes,  naives Verhalten. Nun, nach fast 2 weiteren Jahren bin ich schwanger geworden.  Gleich eine woche nach dem Buchen einer Flugreise hielt ich den positiven schwangerschaftstest in den Händen. An meinem Geburtstag.  Und ich war mir so so sicher, dass dies eine wundervolle,  einfache Schwangerschaft werden würde. Das war sie auch. Bis dann etwa 20. Woche. Ich hatte immer wieder mit heftigem festen Bauch zu kämpfen,  der sich doll verkrampfte. Ich konnte das überhaupt nicht zuordnen. Zu dieser Zeit hatte ich viel Stress an der Arbeit und hatte auch kollegiale Unstimmigkeiten.  Meine Kolleginnen im Team meinten, ich übertreibe ein wenig mit dem festen Bauch. Nunja, Mädels: der mütterliche Instinkt trügt euch nie. Bei der nächsten Untersuchung bei der Frauenärztin in der 24. Woche kam ich direkt von der Praxis ins KKH. Der Gebärmutterhals war bereits trichterförmig geöffnet und der Kopf des Kindes übte ordentlich Druck auf den Muttermund aus. Eine aufgestiegene Infektion muss den Muttermund ordentlich geärgert haben. Ich kam an die Tokolyse und bekam Antibiose intravenös. Dieses KKH war an der Gynäkologischen Praxis angeschlossen,  aber eben ohne Kinderneo. Die Ärzte waren also die ersten Tage noch sehr zuversichtlich,  die Geburt stoppen zu können. Diese Hoffnung zerschlug sich wenige Tage später. Die Trombozyten von mir spielten verrückt, die Leberwerte waren in einem gefährlichen Bereich explodiert und die Tokolyse brachte ebenfalls nicht den gewünschten Erfolg. Jedenfalls wurde ich dann Hals über Kopf in das 40 km entfernte KKH mit Neointensiv verlegt. Es wurde mir die Verdachtsdiagnose HELP genannt, mir aber überhaupt nichts weiter davon erzählt. Ab da an begann meine mentale Abwärtsspirale. Ich kam wie gesagt in das spezialisierte KKH und bat direkt bei Aufnahme um ein Gespräch mit einem Arzt der Neointensiv, um die Überlebenschancen meines Sohnes zu erfahren. Kleiner Spoiler: während des gesamten KKH Aufenthaltes bekam ich nicht ein einziges Mal den immer wieder angekündigten Kinderarzt zu Gesicht. Wohl aber meinen Lebenspartner…. alle zwei Tage kam er volltrunken für etwa 5 Minuten ins kkh zu mir. Er hatte also einen heftigen Rückfall. Nächster Spoiler: von diesem Rückfall kam er nie wieder los und ist dann auch 2018 an den Folgen dieser Erkrankung auf der Straße als Obdachloser verstorben.
Nun lag ich jedenfalls da. Bettlägerig, dauerhaft am CTG angeschlossen (ja, die ersten Male sind ja sooo schön, die herztöne zu hören, aber irgendwann zermürbt einen dieses CTG), Tokolyse mit den bekannten Nebenwirkungen von Herzrasen,  Hitzewellen und die Sorgen um meinen Lebenspartner. Nicht aufstehen können und für ihn da sein zu können, ihn kontrollieren zu können…. es war mein persönlicher Albtraum.  Diese vielen Untersuchungen, der Personalmangel auf der Station, die fehlenden positiven Ablenkungen…. ich war fast dauerhaft ein Nervenwrack und nur noch am Weinen. Entlassen wurde ich 35+4… mit Baby im Bauch und einige offset Lebermedikamente, weil meine Leberwerte total entgleisten (und nein, ich habe in meinem Leben noch nie ernsthaft getrunken!). 36+0 konnte ich in meiner Wunschklinik entbinden und weiter kam ich auch nicht. Die Werte waren inzwischen so katastrophal,  dass die Schwangerschaft beendet werden musste. Und zwar zügig. Ich wurde eingeleitet mit Wehentropfen und Cytotec. Wie es sich später herausstellte, alles ein großer Fehler, der mir, überspitzt zu sagen, beinah mein Leben gekostet hätte.
Die Einleitung dauerte nicht so lang wie erwartet. Ich wurde den Tag eingeleitet, bis abends tat sich nichts und ich wurde aufs Zimmer geschickt.  Ich habe meinen Partner nach Hause geschickt zum Schlafen. Ich sollte morgens um halb sieben wieder in den Kreißsaal für die nächste Dosis kommen. So stellte ich mir den Wecker auf halb sechs, um in aller Ruhe zu duschen, mich frisch zu machen,  was bequemes anzuziehen.  So auch geschehen.  Ich wollte dann noch eine Folge meiner Lieblingsserie schauen im Krankenhausbett,  setzte mich auf die Bettkante und dann ploppte es richtig laut. Mir lief es plötzlich die Beine runter und ich wusste sofort, dass das Fruchtwasser ist. Mit diesem Plopp fingen die heftigsten Wehen an. Nach meiner zweiten Geburt kann ich nur rückblickend sagen, dass diese Wehen schon die Ärzte und Hebamme wach rütteln hätte müssen. Denn ich hatte einen wahnsinnigen Wehensturm. Zwischen den Wehen war maximal wirklich nur einmal Luft holen und es ging weiter. Ich weiß nur, dass ich irgendwann geweint habe und gesagt habe, dass man mich doch bitte jetzt sterben lassen soll. Mir wurde immer wieder schwindelig, schlecht und schwarz vor Augen. Mein Partner war in der Zwischenzeit dazu gekommen. Dieses Mal nüchtern, juhu… Vielleicht wurde ja doch meine Hoffnung wahr, dass er sich mit der Ankunft seines Sohnes wieder ändern wird….
Nunja, nach drei Stunden unbändigen Wehensturm war mein Sohn da. Richtig freuen konnte ich mich ehrlich gesagt nicht. Mir wurde immer komischer und auch die Hebamme und Ärzte wurden hektisch.  Mein Sohn wollte gerade an der Brust andocken, da wurde er mir entrissen, die nabelschnur förmlich auf mein Bauch geschmissen und ich hörte nur noch: Not-OP, die Frau verblutet uns hier. Mir wurde auf dem Weg zum OP immer übler und schwindelig. Den Vorbereitungsraum hab ich schon gar nicht mehr in Erinnerung,  ich glaub, dass ich da schon weggetreten war. Die OP hat wohl länger gedauert. Mein Sohn ist um 7.27 Uhr geboren,  das erste Mal im Aufwachraum auf die Uhr habe ich mittags geschaut. Erst dann konnten mein Sohn Christian und ich uns kennenlernen. Und wurden dann zu einem eingeschworenen 2er Powerteam.
Rückblickend muss ich sagen, dass mir die Bindung der ersten Stunden fehlt. Gerade, wenn man später eine zweite, komplikationslose Geburt erlebt. Ich hätte mir gewünscht,  dass auch meine Nachsorgehebamme darauf mehr eingegangen wäre und mich auf eine Psychotherapie gestupst hätte. So hat mich das ganze erst einige Jahre später eingeholt.
PS: Diesen spannenden Geburtsbericht hat Katharina geschrieben <3

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