Geburtsbericht
Geburtsberichte

Vanessa M. erzählt

Im Oktober 2017 durfte ich mein erstes Kind gesund und spontan zur Welt bringen und obwohl das glaube ich (mir fehlen noch Vergleiche) eine Traumgeburt war, habe ich irgendwie noch lange daran geknabbert.
Jetzt aber los:
39+3 ich wache um drei Uhr Nachts mit einem Ziehen ganz in der Mitte meines Bauches aber unter der größten Bauchwölbung auf. Dabei denke ich mir nicht viel, außer, sind jetzt wohl endlich mal Vorwehen, da bis dahin nie was gezwickt hatte. Nach nur acht Minuten schon das nächste Ziehen, jetzt 70 Sekunden lang und ich denke mir, dass ich jetzt mal aufstehe und ins Wohnzimmer gehe um meinen Mann nicht zu wecken. In meinem Kopf immer noch der Gedanke, dass es Vorwehen sind, stehe ich eine Wehe nach der anderen durch.

Die Schmerzen sind erträglich, die Abstände chaotisch (mal 11 mal 7 Minuten dann wieder 9 Minuten und dann plötzlich 2 Minuten) und so sage ich mir: ne, im Geburtsvorbereitungskurs hieß es man würde echte Wehen ganz klar erkennen und die Abstände werden immer kürzer und sind nicht durcheinander, dann ist das mit den Vorwehen also doch nicht ohne, aber da muss ich jetzt halt durch.

Das Bild bleibt auch in den nächsten zwei Stunden gleich, die Wehen kommen zwischen einer und acht Minuten, dauern zwischen 16 Sekunden und 1:47 Minuten und sind recht unangenehm aber echt auszuhalten.

Ich kreise bei jeder Wehe also vorsichtshalber fleißig mein Becken und gratuliere in der Pause derweil meinen Kontakten auf Xing zum Geburtstag, nichts ahnend, dass das auch noch der Geburtstag meines Kindes werden sollte.

Nach vier Stunden kommt mir das alles nicht ganz koscher vor und ich mache mich jetzt doch mal bereit um ins Krankenhaus zu fahren, auch wenn die uns ja sicher wieder heim schicken, weil eine erste Geburt ja leicht 25 Stunden brauchen und man als Erstgebährende einfach viel zu früh los fährt.

Ich dusche also noch, lasse meinen Haaren auch noch eine Spülung angedeihen und veratme in der Dusche noch mal zwei Wehen.

So, jetzt muss ich aber auch mal den werdenden Vater wecken, denke ich mir, will ihn aber nicht erschrecken.

Gut, dann föhne ich eben bei offener Badtüre. Kurz drauf steht auch schon mein genervter Gatte in der Türe und fragt warum ich so früh so einen Krach machen würde. Auf meine Antwort hin, dass ich glaube, DAS ES LOS GEHT ist er hellwach und fragt ob er noch duschen darf. Ich ja klar und denke mir, eine erste Geburt dauert ja lange und mag eigentlich wirklich nicht vom KH wieder heim geschickt werden.

Es ist inzwischen kurz nach 07:00 Uhr und wir sind beide geduscht und Abmarschbereit. Noch schnell den Bademantel und mein Kopfkissen (ich bin in Hotels meist so unzufrieden mit den Kissen und mag mich im Krankenhaus wenigstens an der Kissenfront wohlfühlen) in den schon seit Tagen gepackten Koffer gesteckt und wir können los.

Auf dem Weg zu Auto noch schnell was zu Trinken aus dem Keller geholt, ein paar Wehen an der Tür zum Waschkeller hängend veratmet und endlich rein ins Auto.

Wir wohnen ganz nah zum Krankenhaus und hatten dank Sonntag früh keinen Verkehr und doch war die Fahrt von zehn Minuten der Horror! Ich hatte inzwischen echt fiese Schmerzen und den Schweiß auf der Stirn stehen, weil mir so irre heiß wurde.

Endlich am Krankenhaus angekommen haben wir zum Glück direkt einen Parkplatz vor der Tür bekommen und ich bin schon völlig in Trance erst mal in die falsche Richtung gelaufen.

Mir war inzwischen auch völlig klar, dass ich eine PDA will, denn das wollte ich mir grundsätzlich offen halten und erst mal alle anderen Möglichkeiten zur Schmerzlinderung nutzen, aber wie das so mit Plänen ist, gehen die halt oft nicht auf.

Die Krankenhausflure waren völlig leer und ich konnte ungestört auf dem Weg zum Kreissaal bei jeder Wehe stehen bleiben und veratmen. Langsam dämmerte mir, dass es keine Testwehen sind, obwohl weiterhin die Abstände zwischen fünf und zwei Minuten lagen und auch die Dauer von 41 Sekunden bis 3:31 Minuten variierten.

07:45 Uhr und wir sind endlich beim Kreissaal angekommen und werden nach ein paar Fragen zur Aufnahme die ich vor lauter Schmerzen und Gewimmer schon kaum mehr beantworten kann an ein CTG gehängt und bekomme einen Zugang, sowie die Zusicherung dass gleich jemand wegen der Schmerzen kommen würde. Das Paar neben uns unterhält sich ganz gemütlich während ich nur darum flehe im Stehen ans CTG zu dürfen, weil ich es im Sitzen nicht mehr aushalte.

Bei der Anmeldung hatte ich dafür noch die Zeit ob man sich mit Vor- oder Nachname vorstellt, denn selbst wenn mir die Menschen alle fremd wahren, do kam es mir doch komisch vor zu siezen, wenn man gleich so etwas Intimes wie eine Geburt gemeinsam durchsteht. Was ich dann sagte weiß ich aber nicht mehr…ich sag‘s ja, ich war schon total im Schmerz-Trance.

Dann muss ich mich aber doch hinlegen, damit mich die Hebamme untersuchen kann und höre „Ihr Muttermund ist schon völlig geöffnet, sie haben ja bereits Presswehen.“

So, dann haben wir das also auch endlich mit Sicherheit geklärt…waren also keine Testwehen.

Dann ist auch direkt etwas Hektik ausgebrochen, ich wurde ruck zuck in einen Kreissaal geschoben und bekam eine Atemmaske, auf den Menschen der mir wegen der Schmerzen helfen sollte wartete ich derweil vergeblich, was mir dank Geburtsvorbereitungskurs eigentlich hätte klar sein können, aber man darf ja hoffen.

Die Schmerzen waren inzwischen wirklich unglaublich heftig und ich habe geschrien wie ich es davor nie für möglich gehalten hätte!

Dabei schaute ich immer wieder auf die Uhr und dachte „Na Prost Mahlzeit, das kann j noch heiter werden“.

Damit das Baby ein bisschen Ruhe bekommt, gab es dann aber wenigstens noch ein bisschen Wehen- hemmer, damit ich ein paar normale Atemzüge nehmen kann. Das waren herrliche fünf Minuten sage ich euch.

Dazwischen nehme ich ein paar unterschiedliche Positionen ein, doch am Ende entscheiden die Herztöne vom Baby dass ich irgendwie seitlich auf dem Rücken bleiben muss, statt auf den Knien über das aufgestellt Bett gelehnt, was für mich am erträglichsten war.

Die Hebamme forderte mich nach einer Weile dann auf nicht mehr zu schreien, sondern während der Wehe die Luft anzuhalten und zu pressen.

„Aha, die Übung kenne ich aus dem Vorbereitungskurs“ schwirrt es in meinem Kopf und ich folge den Anweisungen der Hebamme.

Ab da an wurden die Schmerzen erträglich, da ich ein Ventil dafür hatte und jetzt ja ganz offensichtlich was vorwärts ging. Davor konnte ich überhaupt nicht spüren ob das Baby tiefer in mein Becken rutscht, auch wenn ich ganz feste versuchte mir den Fortschritt vorzustellen.

Und dann tut es plötzlich ganz anders weh, das Köpfchen drückt auf den Damm. Das war noch mal wirklich schmerzhaft, aber nicht so krass und in meinem ganzen Körper wie die Austreibungswehen.

Da habe ich dann wirklich auf die Wehen gehofft um diesen grässlichen Schmerz hinter mich zu bringen und das ging dann natürlich auch ganz flott und schwubs war der Kopf geboren.

Dann noch ein mal pressen und ganz ohne Schmerzen und mit einem Gefühl als würde ein kleiner Oktopus aus mir flutschen, war unser kleiner gesunder Sohn geboren!

Auf die Gratulation der Hebamme wusste ich dann auch nur zu sagen, dass es garnicht so schlimm war, aber schon scheisse, was so ziemlich umschreibt wie ich die Geburt erlebt habe.

Noch heute bin ich total stolz auf mich das ganz natürlich und ohne PDA geschafft zu haben.

Das Nähen vom Dammriss Grad I und dem Scheidenriss war dann noch mal echt übel (trotz Betäubungsspritze) und mit so heftigen Nachwehen hatte ich auch nicht gerechnet, aber für die gab es ja dann endlich ein paar Ibus.

Nun hoffe ich bald wieder schwanger zu werden, ein gesundes Kind austragen und dann zur Welt bringen zu dürfen. Drückt mir die Daumen.

Diesen schönen Geburtsbericht hat Vanessa geschrieben :)

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