windelfrei
Rabenmutter 2.0

Endlich windelfrei – Geduld zahlt sich (doch) aus!

Windelfrei werden. Puhhh, was ein Thema. DAS bedarf Geduld. Eigentlich. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, muss ich gestehen, dass ich nicht so wirklich der geduldigste Mensch bin. War ich noch nie. Am allerwenigsten habe ich Geduld mit mir selbst. Aber auch bei anderen fällt es mir schwer, Raum zu geben für EIGENES Tempo. In diesem Punkt scheine ich ein klassischer Widder zu sein; ich will immer mit dem Kopf durch die Wand und das sofort. Leider keine besonders „patente“ Eigenschaft, wenn man Kinder hat. Denn wenn man eines wirklich braucht, um Mama oder Papa zu sein, dann ist das wohl Geduld! VIEL Geduld! ;)

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Es fängt ja eigentlich schon bei der Schwangerschaft an. Fast 10 Monate muss man darauf warten, das Würmchen, das man so dringend kennenlernen möchte, endlich im Arm zu halten. Und dann … dann kommt es doch tatsächlich direkt mit einem ganz eigenen Kopf daher, der sehr oft etwas anderes präferiert, als man selbst. Eines meiner Lieblingsbeispiele ist da das Thema Schlafen. Wir Eltern hätten es natürlich sehr gerne, dass unsere Flöhe schnell durchschlafen, denn zum einen ist es echt krass anstrengend, sich mit Babys die Nächte um die Ohren zu schlagen und man kann es die meiste Zeit eigentlich gar nicht fassen, welch all-umfassende Dimension Müdigkeit tatsächlich annehmen kann. Und zum anderen erzählen andere Eltern einem oftmals, wie schön IHRE Sprösslinge – quasi von Geburt an – 6-8 Stunden knacken und zum Trinken GEWECKT WERDEN MÜSSEN! Das kann dann schon mal den Puls in die Höhe treiben und gleichzeitig die Erwartungshaltung an den Nachwuchs, aber auch an sich selbst als Elternteil, das doch schließlich EINFLUSS auf die Entwicklung nehmen können sollte. Nur: Mit diesem spürbaren, irgendwann regelrecht in der Schläfengegend pulsierenden Stress kommt man bei Kindern nicht weiter. Denn selbst wenn sie durchschlafen WOLLTEN, sie KÖNNEN es schlichtweg nicht … bis sie es tun. Und so lange muss man als Mama und Papa eben Geduld haben. Das Schwierigste daran ist, dass es meist nicht nur eine „Baustelle“ ist, die wir mit Ruhe betrachten und abwarten müssen, sondern viele. Entwicklung und Lernen ist schließlich eine sehr individuelle Geschichte … und dieser schöne Satz: „Jedes Kind ist anders!“ schlichtweg Realität. Jeder Zwerg geht seinen Weg; lernt durchzuschlafen, zu essen, aufs Klo zu gehen … in seinem eigenen Tempo. Und DAS zu akzeptieren hat mich echt Nerven gekostet. Beim ersten Kind. Beim zweiten hingegen war es glücklicherweise schon sehr viel leichter. GOTT SEI DANK! Denn der Krümel ließ sich von Anfang absolut null beirren in SEINEM Tempo bei SEINEN Entwicklungsschritten. Auch beim Thema Windelfrei.

Elternschaft und Geduld gehören einfach zusammen

Durchgeschlafen hat er erst mit etwas mehr als drei Jahren – lange Monate, nachdem wir abgestillt hatten, obwohl mir wirklich so ziemlich jeder vorher sagte, dass es DARAN läge … am Stillen nämlich, das seinen ruhigeren Schlaf angeblich behinderte. Falsch. Er war einfach nicht so weit. Und selbst jetzt wird er noch 2-3 mal wach pro Nacht, sucht mich und braucht kurz meine Stimme, um dann entspannt ins Land der Träume zurückzukehren. Ich nenne es dennoch durchschlafen. Weil es dem doch nun schon echt nahekommt. ;)

Auch beim Essen ist der kleine Mann ein schwerer Fall und benötigt kiloweise Geduld von mir. Er ist ein mindestens genauso schwieriger Esser, wie ich als Kind und lässt mich damit nicht nur an Karma glauben, sondern auch regelmäßig verzweifeln. ABER seine Schwester war in diesem Alter auch nicht wirklich viel besser und hat dennoch irgendwann gelernt, dass ich sie nicht vergiften will, wenn ich Kräuter in die Soße mache oder einfach mal eine andere Nudelform auftische.
Die Kita-Eingewöhnung hat mich und meine eh schon dürftige Geduld doch deutlich mehr gestresst. Endlose Wochen habe ich damit verbracht und richtig gut wurde es (bisher) dennoch nicht. Wie sehr diese Corona-Nummer uns nun zurückgeworfen hat, wage ich aktuell noch nicht zu erahnen … und konzentriere mich lieber auf positive Beispiele wie: Windelfrei werden. Denn DAS klappt hervorragend. Und zwar einfach so. Ganz ohne Stress. Weil ich ihn dabei einfach hab machen lassen.

Windelfrei erst mit drei? Na und?!

„Der Krümel trägt noch immer eine Windel? Mit 3,5 Jahren? Was sagt denn der Kinderarzt dazu???“ schrieb mir letztens eine Mutter auf einem Social Media Kanal und löste damit vor allem eine sehr erstaunt hochgezogene Augenbraue in mir aus. Der Kinderarzt? Warum sollte ich den damit belästigen, fragte ich mich? Aber dann fiel mir wieder ein, wie sehr mich das Thema damals bei der Mausemaus gestresst hat, als sie so gar keine Anstalten machen wollte, endlich trocken zu werden, obwohl ich in Sachen Töpfchen-Training echt alles gab. Und DAMALS habe ich dazu dann tatsächlich auch unsere Kinderärztin befragt, die aber glücklicherweise recht locker bliebt und mir nicht noch mehr Druck aufhalste, als ich es eh selbst schon tat. Und irgendwann klappte es dann … nachdem ich schon fast aufgegeben hatte.

Beim Krümelchen ging ich von vornherein sehr locker an die Nummer mit der Windel heran. Natürlich bot ich durchaus hin und wieder ein Töpfchen an und erwähnte, dass er doch genauso wie seine große Schwester mal die Toilette ausprobieren könnte, aber zu mehr als MIT Hose probesitzen kam es nicht. Drei komplette Jahre lang. Es war mir egal. Mich störte das Wickeln (glücklicherweise) nie besonders (große Haufen ausgenommen ;) ), selbst die Erzieherinnen in der Kita hatten bei dem Thema die Ruhe weg und so ließ ich ihn seine Windel genießen und peilte entspannt den Sommer 2020 an, um in der dann wahrscheinlich altersbedingt automatisch startenden „Trainingszeit“ nicht mehr Wäsche als zwingend nötig waschen zu müssen. ALLERDINGS entschied der kleine Floh sich anders. Fast von ganz allein sprach er kurz nach dem Einsetzen des Corona-Shutdowns im Frühling die Sache mit der Windel an, fragte, ob er nicht lieber eine Unterhose tragen dürfe und war von da an trocken. Gefühlt einfach so! Zugegeben: Nachts machte er schon Jahre kein Pipi mehr in die Windel, so dass hier so gut wie kein Risiko bestand. Dafür benötigte er für das große Geschäft noch ein paar Wochen länger – dann spontan – eine Windel, was mich aber null erstaunte, da dieser Schritt einfach ein größerer ist und vielen Kids etwas mehr „Mut“ abverlangt. Aber die Pipi-Unfälle in der Übergangsphase kann ich wirklich an einer Hand abzählen.

Was genau es jetzt so easy peasy hat laufen lassen, weiß ich gar nicht. Bestimmt hat es schlicht Vorteile, wenn die Kinder bereits alt genug sind, nicht nur bewusst und richtig einhalten zu können, sondern auch die Konsequenzen besser zu verstehen, die ein „Unfall“ nach sich zieht. Das komplette Umziehen zum Beispiel stört den Krümel so sehr, dass er lieber rechtzeitig aufs Klo geht. Und meine Ankündigung, die heiß-geliebten Ninjago-Unterhosen bei großflächigem Kacka-Kontakt in den Müll zu werfen, weil ich rauskratzen zu fies fände, schienen auch eine sehr überzeugende und vorbeugende Wirkung zu haben. ;) Grundsätzlich vermute ich, war es eine Kombination aus allen Faktoren UND meiner Geduld on top. Denn dadurch, dass ich ihm null Stress gemacht habe, konnte er komplett seinem eigenen Instinkt folgen, seinem Bauchgefühl lauschen und selbst entscheiden, wann ER soweit ist, sich von der Windel zu trennen und ein großer Junge zu werden. Und jetzt … ist er völlig zu Recht stolz wie Bolle auf sich – und ich bin froh, dass das Thema so reibungslos vom Tisch gefluppt ist.

Nicht der ultimative Weg, aber eine Option

Klar, nicht alle Eltern haben die Möglichkeit, ihrem Kind so lange die Wahl zu lassen – zum Beispiel FORDERN viele Kitas Trockenheit ab einem gewissen Alter regelrecht ein. Und auch nicht jede Mama und jeder Papa haben Bock, ewig ihren eigentlich schon großen Kindern den Popo von Pupu zu befreien, denn es gibt wahrlich Schöneres. ABER all jenen, denen es im Grunde egal ist, wie lange ihr Floh braucht, um den Sprung von der Windel auf die Toilette zu schaffen, wollte ich dennoch einmal sagen: Lasst euch nicht stressen von Außenstehenden, die es angeblich besser wissen, die euch wegen dem Thema nerven oder die Nase rümpfen, weil ihr nicht richtig DURCHGREIFT. Euer Kind wird den Schritt gehen, auch OHNE dass ihr ein waschechtes Trainingsprogramm startet und jeden Tag auf Konfrontation pocht. Und das gilt nicht nur für die Nummer mit der Windel, sondern genauso für all die anderen Themen, zu denen wir ständig clevere Ratschläge von Leuten erhalten, die weder uns noch unsere Kinder richtig kennen und noch weniger wissen, worauf wir – unsere Kinder und wir Mamis und Papis – ganz individuell Wert legen. Also: Atmet durch, lächelt und winkt diesen RATGEBERN zu und dann vertraut euren Flöhen. Irgendwann gehen sie alle aufs Klo, essen ordentlich und schlafen ohne Mamas Hand im Gesicht ein. Denn irgendwann sind sie einfach von selbst soweit. Und dann feiert ihr den Erfolg. Gemeinsam. <3

PS: Wie immer freue ich mich, wenn ihr diesen Text teilt. :-*

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4 Kommentare für “Endlich windelfrei – Geduld zahlt sich (doch) aus!

  1. Kind 1war etwas über 3. Was hab ich für Anstalten gemacht. Groß ging er schon wochenlang aber Pipi klappte noch gar nicht. Tja eines morgens ging ich zur Arbeit und hatte ein Windelkind und kam nachHause und er war trocken. Was war? Pala sagte am Morgen etwas genervt: Oh man habe keine Lust mehr auf Wickeln ? hätte ich die Zauberworte nur mal gekannt… Bei K 2 war es ähnlich. Kurz vor dem dritten Geburtstag. Einmal habe ich sie in die Windel freie Hose machen lassen – ” ich will lieber aufs Klo, brauch keine Windel mehr” Nachts klappt es zwar noch nicht ganz, aber so kann man wenigstens noch die Restwindeln aufbrauchen ?

  2. Sohnemann zur Erzieherin im KiGa “Ich hab keine Zeit, aufs Klo zu gehen – ich muss spielen.” Er ging einfach so lang mit Pants/Pull-Ups, bis es von selbst ging.
    Nachts ebenso: eines Abends sagte er “ich will keine Windel mehr” – es gab EINEN EINZIGEN “Unfall”, als er bei Oma übernachtet hat – ansonsten war’s das.
    Sehr entspannt, das Ganze!

  3. Du hast ja so Recht!
    Unser Großer ist 4 und trägt immer noch Windeln. Einmal ist er zur Toilette gegangen, ansonsten hat er überhaupt kein Interesse daran. Zum Glück sind sie auch in unserer Kita da ganz entspannt und setzen weder ihn noch uns unter Druck.
    Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass er ein Frühchen war, jedenfalls hat er für alles bisher relativ lange gebraucht und wollte und konnte es dann trotzdem irgendwann – er hat sich da nie beirren lassen.
    Der kleine Bruder ist da bisher ganz anders, wesentlich forscher und früher reif (er schläft jetzt mit 1,5 Jahren schon im Kinderzimmer durch – war beim Großen undenkbar!). Ich bin gespannt, ob das so bleibt

    1. Schöner und mutgebender Artikel – danke! :-) Mein Sohn ist “erst” oder “schon” 2 Jahre und 3 Monate und ich merke, wie ich mich unter Druck setze. Gerade weil wir an Kind 2 basteln und ich eigentlich keine 2 Wickelkinder will. Aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass mein Sohn sich bei Druck verschließt und blockt. Von dem her: Danke, auch mal von Müttern zu lesen, die sagen: 3 Jahre/über 3 Jahre – was soll’s? Ich kenne bisher lauter Geschichten von: Also meine Kinder waren ja mit 1,5/2 Jahren trocken.

      Und zum Thema, dass alles irgendwann endet und die Kinder alleine schlafen/einfach essen/windelfrei sind: Wir werden den Erfolg gemeinsam feiern und dann als Eltern traurig sein, wie schnell die Kinder groß wurden ?