Heute möchte ich von meiner 2. Geburt berichten. Mein Großer kam per Kaiserschnitt aufgrund von Beckenendlage geplant zur Welt, daher ist dies der Bericht meiner ersten spontanen Geburt. Termin war Sonntag der 02. August 2020. Insgesamt hatte ich eine ruhige, komplikationslose Schwangerschaft. Schon den ganzen Juli über war ich wahnsinnig gespannt wann es los geht und konnte es kaum erwarten. Am Freitag vor ET kam dann eine innere Unruhe dazu. Ich realisierte das jetzt das Ziel erreicht ist und die Schwangerschaft enden würde. Das brachte mich total zum heulen. Also ging ich ins Kinderzimmer und deckte schniefend den Wickeltisch, das Bett und andere Sachen ab, würden wir es ja jetzt tatsächlich brauchen. Im Nachhinein ist mir klar, dass dies für mich der Start zur Geburt war. Ich nahm tatsächlich Abschied, mein Körper wusste wohl schon, dass es los geht. Abends konnte ich nicht einschlafen. Ich ging ins Wohnzimmer sah bis 00:30 Uhr fern. Danach versuchte ich auf dem Sofa zu schlafen. Um 02:15 Uhr wachte ich wieder auf. Irgendwas war anders. Es fühlte sich an als würde sich endlich der Schleimpfropf lösen. Also wollte ich ins Bad. Auf dem Weg dahin merkte ich, nein, nicht der Schleimpfropf war an der Reihe, sondern die Fruchtblase war geplatzt. Wuhu, ich freute mich riesig, tropfend lief ich aufs Klo. Es hörte nicht auf. Also lief ich mit Handtuch zwischen den Beinen ins Schlafzimmer und weckte meinen Mann. Ich war unsicher was wir als nächstes machen sollen. Ich hatte keine Wehen, also wollte ich noch warten. Wusste aber bei der letzten Untersuchung war unsere Kleine noch nicht richtig tief unten im Becken, sodass ich mir schon doch auch Sorgen machte, dass die Nabenschnurr sich falsch legte. Also rief ich im Kreißsaal meines Wunschkrankenhauses (15 min zu unserem Zuhause, mit Neointensivstation und Geburtsort vom Großen) an. Ich schilderte meine Situation. Die Hebamme dort meinte ich soll bitte in ein anderes Krankenhaus fahren, da sie voll sind (wenn ich eine ordentliche Betreuung möchte wurde mir vom Kommen abgeraten). Da ich noch keine Wehen habe hätte ich Zeit dazu. Klasse…. ich sollte also in ein anderes Krankenhaus (30 min entfernt und ohne Neo-Intensivversorgung) wo ich nicht mal wusste wo der Eingang ist – und das mitten in der Nacht. Natürlich fingen kurz nach dem Telefonat die Wehen an. Da es meine erste normale Geburt werden würde, hatte ich keine Ahnung ob ich Schnellgebärend bin und mir die Zeit weg läuft. Naja, also Oma angerufen, dass sie zu uns kommt und auf den Großen aufpasst. Als sie da war, fuhren wir los….in ein mir fremdes Krankenhaus. Dort angekommen lief ich wehend über einen dunklen Parkplatz auf der Suche nach dem Eingang. Es ist ein kleines Krankenhaus, nachts ist dort kein Betrieb. Wir klingelten an mehreren Toren. Naja irgendwann waren wir richtig, wurden nett empfangen und aufgenommen. Nach der ersten Untersuchung war der Stand um 04:00 Uhr morgens 2cm. Toll, hätten gerne schon mehr sein dürfen. Ich wurde super betreut, die Wehen wurden stärker, waren aber sehr kurz. Auch gegen 8 Uhr immer noch 2cm. In dem Moment sah ich mich schon 36h im Kreißsaal liegen…. Da die Wehen sich nicht änderten gab es Wehenbeschleuniger und auch eine PDA. Die PDA musste 2x gestochen werden. Währenddessen war dann noch Visite und 10 Ärzte standen um mich rum. Ich bekam kaum noch was mit, wollte einfach nur noch dass es aufhört. Als die PDA lag hörten die Schmerzen endlich auf. Ich würde die PDA immer wieder nehmen. Ich finde es nicht verwerflich wenn man sich dafür entscheidet. Im Gegenteil…ich konnte mich entspannen und es ging endlich etwas vorwärts. Bis 10 Uhr konnte ich etwas ausruhen und sogar einen Happs essen. Dann wurde ich wieder untersucht. Volle 10cm …Bähm. Die Hebamme ging raus und ich bekam höllische Panik vor dem Finale. Die PDA würde abgesetzt werden und die Wehen mit voller Wucht zurück kommen. Das sagte ich gerade meinem Mann als eine Assistenzärztin rein kam und mich nochmals untersuchte. Sie sprach wenig, meinte die Kleine liegt noch nicht richtig im Becken drin und es würde noch dauern – meine Panikattacke verzog sich etwas ;). Doch dann piepten immer öfter und in immer längeren Abständen die Überwachungsgeräte für unsere Maus. Wir klingelten nach der Hebamme. Sie meinte, das Herz unserer Maus hat Stress und rast. Während der Vorsorgeuntersuchungen am CTG lag der Herzschlag bei meiner Maus immer zwischen 120 und 170, jetzt lag der Wert bei über 200. Also kam die Assistenzärztin wieder, beriet sich mit der Hebamme, telefonierte dann mit dem Chefarzt….Irgendetwas war im Busch, das merkten wir sofort. Wenig später kam dann der Chefarzt dazu und untersuchte mich. Um 10:30 Uhr unterschrieben wir die Papiere für einen Kaiserschnitt. Die Geburt hätte noch lange gedauert, da sie einfach noch nicht ins Becken gerutscht war, ich hatte inzwischen Fieber (Ich bekomme normal nie Fieber) und unsere Maus hatte Herzrasen/ Stress. Eine lange Geburt war ein Risiko für uns beide und deswegen entschieden wir uns für den Weg Sicherheit. Ich war einerseits erleichtert, hatte ich doch soooo Angst vorm Finale, jedoch sind die Schmerzen nach einen Kaiserschnitt bei mir auch nicht ohne gewesen nach der ersten Geburt. Naja also doch wieder Kaiserschnitt, hier wusste ich wenigstens was mich erwartet. Es wurde alles vorbereitet. Der Chefarzt persönlich schob mich durch die Flure und operierte auch. Er lenkte mich gut ab, machte Scherze. Ein Tag vor ET um 12:05 hörte ich Lilly das erste Mal schreien. Wir haben alles sehr gut überstanden, allen geht es gut, es war der richtige Weg. Jedoch knapperte ich den restlichen Tag noch an den Ereignissen. Jedem Hoch folgte ein Tief – Blasensprung, Entbindung im unbekannten Krankenhaus, 2x stechen der PDA, 10cm geschafft in Rekordzeit, Herzrasen, Stress, Kaiserschnitt. Was ich damit jeder Schwangeren sagen möchte, plant eure Geburt aber legt euch nicht zu sehr darauf fest. Am Ende kommt alles anders als man denkt. Die Geburt in dem fremden Krankhaus bereue ich nicht – im Gegenteil – ich bin froh, dass sich alles so gefügt hat.
Ps.: Corona spielte bei uns eigentlich keine Rolle. Ich trug Maske auf dem Weg ins Krankenhaus. Drinnen durften wir beide die Maske sofort absetzen. Getestet wurden wir nicht. Zu Besuch durfte immer eine (unterschiedliche) Person kommen.
Diesen spannenden Geburtsbericht hat Kristin geschrieben :)