Corona Leser:innen-Geschichten

Corona-Familien-Geschichten: Dani* erzählt

Ich wurde im Sommer 2019 ungeplant aber denoch mit riesiger Freude auf dieses kleine Wesen schwanger. Damals dachte ja noch niemand an das was kommen wird. Geplant war eine Hausgeburt, was zum Jahr 2020 super gepasst hätte. Ja hätte. Meine medizinischen Indikatoren sprachen aber alle dagegen und so fand ich mich damit ab, im Krankenhaus zu entbinden. Dann kam der Lockdown. Anfangs dachten wir noch, ach das geht vorbei, in 2 Wochen sind wir damit durch. Leider war dem nicht so. Corona und viele andere Indikatoren führren dazu das ich unser Kind alleine zur Welt bracht und das sich diese Geburt wie eine Vergewaltigung anfühlte. Mein Mann war nicht dabei und hätte mir in irgendeiner Weise helfen können. Das ist aber eine andere Geschichte. Im Krankenhaus war ich dann alleine, Besuche waren keine erlaubt und so entliess ich mich nach knapp 48 Stunden selber. Daheim angekommen genoss ich dank vier Wochen Urlaub vom Mann (in der CH gab es damals noch keinen gesetzlich verankerten Vaterschaftsurlaub) und dem Lockdown ein wunderbar entspanntes Wochenbett. Kaum zu Hause, der Mini war gerade mal 2 Wochen alt, bekamen wir die Kündigung von unserem Vermieter. Eigenbedarfsanmeldung. Mir hat das so den Boden unter den Füssen weg gerissen. 3 Monate Zeit für Kind, Katzen und Hund eine bezahlbare Wohnung zu finden, frisch nochmals Mama geworden, der Lockdown und dieses Virus. Es war zuviel. Ich organisierte also einen Umzug während ich drei Kinder davon anbiehlt sich zu erschlagen weil wir zu Hause sein mussten. Mein Mann arbeitete derweil wieder im Krankenhaus. Der Tag des Abschiedes kam, ich liess nach dreissig Jahren alles zurück was mir das Gefühl gab heimisch zu sein um an einem anderen Ort neu zu beginnen. Aber etwas neu zu beginnen, ohne Kontakt zu den Menschen die dort wohnen geht nicht. Noch immer fühl ich mich komplett alleine und isoliert. Ohne Lockdown. Es ist ein kleines Dorf, man trifft sich der Lage bedingt nicht oder wenig und wenn man neu ist, ist es sowieso schon ohne Corona schwierig. Alle Dorfanlässe die uns irgendwie Anschluss verschaft hätten sind bis nächsten Sommer komplett abgesagt. Aus purer Verzweiflung und auch Erschöpfung habe ich das mittlere Kind spontan im Kindergarten angemelder. Mein Körper signalisierte mir, jetzt musst du so gut es geht was machen bevor ein Burnout oder sonst was kommt. Sie hasst es so sehr. Mein Grösster erzählt fast täglich das er hier nicht sein will. Das er zurück will. Ich auch. Und so sitze ich täglich an unserem Tisch und fühle mich einsam und alleine. Corona hat mir im Herzen und der Seele so viel genommen. Die Geburt. Meine Freunde. Meine Familie. Mein Zuhause. Meine Sicherheit. Ja viele haben keine Existenzen mehr. Zuwenig Geld in der Mitte des Monats. Dagegen kann man was tun. Gegen die Einsamkeit, das abgeschnitten sein, ausgeschlossen sein, dagegen kann man nichts tun. Nicht weil man nicht will sondern weil man nicht darf.
Mittlerweile ist es so, dass ich täglich mit der Angst lebe das sich mein Mann angesteckt haben könnte. Das es ihn erwischt. Oder das er vor lauter Arbeit nicht mehr kann. Die Krankenhäuser sind voll. Die Kapazitäten des Personals leer. Die Beine müde, die Herzen schwer. Niemand mag mehr. Niemand kann mehr. Und alle müssen. Weil es keine andere Option gibt. Ich hoffe also auf den Sommer 2021. Auf die Vernunft. Und auf meine Seele, die irgendwann hier ankommt.
Diesen sehr persönlichen Einblick in ihre Geschichte hat Dani* geschrieben.

*Name auf Wunsch der Autorin geändert

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3 Kommentare für “Corona-Familien-Geschichten: Dani* erzählt

  1. Hallo Anke! Ich hatte mich eigentlich für den Newsletter angemeldet (ja, auch bestätigt ?), aber irgendwie bekomme ich trotzdem keine Benachrichtigung bei einem neuen Beitrag auf dem LuW-Blog… ?
    Liebe Grüße!

    1. Huhu, ja, dass stimmt … du bekommst nur sonntags eine Newsletter-Mail mit allen Links zu den in der vorangegangenen Woche veröffentlichten Beiträgen. Die Version die du meinst, gab’s früher und die war super, ABER die ist leider nicht DSGVO-konform, daher nutze ich die nicht mehr. :(