Geburtsbericht
Geburtsberichte

Leserin-Geburtsbericht: Sabine N. erzählt

Wie man so schön sagt, man soll vorsichtig sein was man sich wünscht. Im Geburtsvorbereitungskurs habe ich mir eine schnelle Geburt gewünscht und dann – jedenfalls aus meiner Sicht – auch bekommen. Andere würden das eventuell nicht so empfinden, aber richtige, tendenziell fast nicht auszuhaltende Schmerzen hatte ich tatsächlich nur im Kreissaal.

Alles begann am Tag vor der Geburt und zehn Tage vor dem errechneten Termin. Am Morgen ist mir auf der Toilette der Schleimpfropfen abgegangen. Ich war später nochmal bei meiner Hebamme, die mich in den letzten Wochen mit Akupressur auf die Geburt vorbereitet hat. Am Abend haben wir dann noch Fotos vom Bauch gemacht – die ersten überhaupt. Irgendwie war ich noch gar nicht im Geburtsmodus.

Am nächsten Morgen hat es schon in regelmäßigen Abständen gezogen, aber nicht schlimm und locker auszuhalten. Nervös bin ich gegen halb zehn geworden, als ich leichte Schmierblutungen hatte. Ich habe dann meinen Partner angerufen, den Koffer fertig gepackt, was gegessen und mich umgezogen. Wir sind dann ins Krankenhaus gefahren und waren gegen elf Uhr vor Ort. Da war mein Muttermund schon sechs Zentimeter offen, ohne dass ich die Eröffnungswehen als solche wahr genommen hatte. Im Vorraum zum Kreissaal hing ich dann eine Stunde am CTG und wurde dann aufs Zimmer geschickt mit dem Hinweis ich sollte gegen fünf Uhr wiederkommen. Gott sei Dank war dann auf der Station um halb drei Uhr Schichtwechsel und die neue Schwester meinte, ich könnte auch jederzeit früher nach dem Muttermund sehen lassen. Ich fand die Wehen immer noch nicht so schlimm, aber hab mich der fachlichen Meinung gebeut und so machten wir uns auf den Weg.  In unserem Fall einen relativ weiten, da wir zwischen zwei Gebäuden wechseln mussten. Im Nachgang betrachtet hat die Krankenschwester meine Wehen besser gedeutet als ich selbst – ansonsten wäre es wirklich knapp gewesen.

Um kurz vor drei klingeln am Kreissaal mit der Frage, ob sie mal prüfen könnten wie weit ich schon sei. Die Hebamme meinte gerne, ziehen sie sich mal aus. Und dann kam ein ups: voll offen, kurz vor den Presswehen, wir machen jetzt die Geburt zusammen. CTG angelegt und nochmal in den Vierfüßler-Stand, da das Kind bis dahin, zum Glück, noch nicht optimal im Becken lag. Bei der nächsten Wehe ist es dann ins Becken runtergerutscht und dann ging auch gleich der Alarm los. Der Herzschlag ist auf 60 Schläge pro Minute gefallen. Zum Vergleich normal wären zwischen 150-180 Schläge pro Minute. Jetzt musste es wirklich schnell gehen, um einen Sauerstoffmangel zu verhindern. Zurück in die Rückenlage und los ging es. Mein Partner erzählte mir später, dass auf einmal ein ganzes Team aus Ärzten und Pflegepersonal ins Zimmer stürmte. Ich habe das überhaupt nicht registriert, sondern mich nur auf die Stimmen der Hebamme und meines Partners konzentriert.

Dann ging es Schlag auf Schlag. Zuerst kam die Frage, ob ich der Öffnung der Fruchtblase zustimme, die ich bejahte. Dann die Frage: ich muss sie nun schneiden, ist das in Ordnung – wieder ein ja von mir. Dann kam ein „bei der nächsten Wehe drücke ich von oben mit und helfe dem Kind schnell raus zu kommen“. Das hat aber auch nicht den gewünschten Effekt erzeugt und so kam die letzte Frage nach „wir nehmen jetzt die Sauglocke, gell?“ In der Situation sagt man einfach immer ja. Obwohl das alles Dinge waren, die ich eigentlich vor der Geburt für mich ausgeschlossen hatte und nicht wollte. Aber in der Notsituation mit dem geringen Herzschlag meines Kindes (das CTG neben mir hat immer noch wie wild gepiepst) stimmt man zu, ohne groß darüber nachzudenken. Ohne die ärztliche Hilfe wäre es auch nicht gut ausgegangen. Nach einer weiteren heftigen Presswehe und der doppelten Unterstützung von außen war der Kopf da und dann auch gleich der Rest. Leicht blau, da mein Kind es geschafft hat sich die Nabelschnur um einen Fuß und den Hals zu wickeln und dazu noch einen echten Knoten rein zu wurschteln. Ohne die Saugglocke wäre es nie schnell genug gegangen und hätte vermutlich bleibende Schäden nach sich gezogen. Also leider kein nahtloses Bonding für uns, sondern direkte Abnabelung und leichte Atemunterstützung mit Sauerstoff. Die stationäre Hebamme hat dann nochmal die gleichen Akupressurpunkte wie meine eigene Hebamme am Vortag an den Beinen aktiviert und mit der nächsten Wehe kam auch schon die Plazenta raus. Um zwanzig nach drei, also eine knappe halbe Stunde! nach dem Betreten des Kreissaales war die eigentliche Geburt dann geschafft und das war, für mich, auch der Zeitraum, der wirklich schmerzhaft war, bzw. leider auch die Minuten danach. Denn ich bin während der Geburt so tief gerissen, dass man mich danach zum Nähen in eine kurze Narkose versetzen musste.

Mein Partner hat deshalb das erste Bonding übernommen und sich dabei sofort in unser Kind verliebt. Ich durfte eine gute dreiviertel Stunde später das erste Mal kuscheln und das war wunderschön. Im Endeffekt hatte ich meine gewünschte schnelle Geburt, aber das ist nicht immer erstrebenswert. Ich bin heute noch den Ärzten dankbar, die so schnell und effektiv mit mir zusammengearbeitet haben, um meinem Kind auf die Welt zu helfen. Die Narben sind noch vor dem Ende des Wochenbetts verheilt und man merkt auch nichts mehr davon. Und so kann ich mich ohne Einschränkungen an unserem Kind erfreuen.

Diesen schönen Geburtsbericht hat Sabine geschrieben :)

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