Best of Rabenmutter 2.0

Schäm dich … NICHT!

Ich finde ja, man kann das Mama-Dasein sehr gut mit einer PALETTE Überraschungseier vergleichen: Man hat ein Leben lang davon, es macht ein bisschen dick :D , ganz oft hat man riesen Spaß damit, trotzdem nervt „der Inhalt“ manchmal, doch etwas „Süßes“ ist ja immer dabei und … man wird tatsächlich ständig überrascht. Denn egal wie gut man auf die Mutterschaft vorbereitet war (oder es zumindest dachte), wie lange man den „Job“ schon macht, wie zauberhaft und liebenswert sich der Nachwuchs meistens präsentiert, wie taff und selbstbewusst man eigentlich ist und wie viele „Eier“ man bereits ausgepackt hat – die liebe Kleinen haben stetig ein Überraschungs-Ass im Ärmel, dass sie hervorzaubern, wenn Mami am wenigsten damit rechnet. Das gilt für die ersten Wochen nach der Geburt, wenn ALLES neu ist, genauso wie für die endlos erscheinenden Jahre der Trotzphase (das ist die Zeit, in der sich Mutti eine Mutter-Kind-Kur OHNE Kind wünscht :D ), die in den ebenfalls endlos erscheinenden Jahren der Pubertät gipfeln (habe ich mir sagen lassen, ist aber BESTIMMT gelogen ;) ) und für die vielen kleinen Zeitabschnitte dazwischen, die angefüllt sind mit weiteren amüsanten Entwicklungsschritten der Kinder UND dem ganzen Kladderadatsch drum herum … wie dauerhaft ins Familien-Leben plätschernde pädagogisch wertvolle Ratschläge von Hinz und Kunz, der mittlerweile leider üblichen Doppel- und Dreifach-Belastungen durch Kids, Arbeit und Haushalt für die Eltern sowie (on Top – weil es sonst ja öde wäre) kilometerlange to-do-Listen voller Kleinigkeiten, die die ganze Chose namens Familien-Alltag überhaupt erst am Laufen halten. Dennoch steht außer Frage: Der Aufwand, der Stress, das wiederholte Haare raufen, weil man so häufig an die eigenen Grenzen stößt, lohnen sich, denn Kinder geben einem WIRKLICH viel zurück – neben Steinen, Stöcken, leeren Bonbon-Papieren und halbierten Regenwürmern vor allem bedingungslose Liebe, ganz arg viel Glück und jeden Tag unzählige Gründe auf tiefstem Herzen mit ihnen zu lachen!

Aber auf einiges aus der Kategorie „Awwwww, da steht leider der ZONK hinter der Tür!“ könnte ich persönlich dennoch sehr gut verzichten. Ganz weit vorne mit dabei: die ewigen Selbstzweifel, die Scham für alles, was ich als Mutter NICHT schaffe oder kann und die immerwährende Frage in mir „Sollte ich das nicht besser machen?“ Ich weiß natürlich, dass es sich dabei zum einen um ein gesellschaftliches Problem handelt, das uns Müttern suggeriert, in ALLEM perfekt sein zu müssen und uns damit ein schlechtes Gewissen einredet, sobald wir diesem Anspruch in irgendeinem Bereich unseres Lebens nicht gerecht werden. Zum anderen liegt es ganz offensichtlich an einer charakterlichen Schwäche meinerseits – denn ich ziehe mir diesen Schuld-Schuh ständig an (dabei passt er so gar nicht zu meinen sonstigen Outfits ;) )

Das bisschen Haushalt macht sich doch von ganz allein!

Kinder sind total zauberhaft. Und liebreizend. Und das wahre Glück des Lebens. Allerdings … krümeln sie auch an einem Stück alles voll, schleppen tonnenweise Sand in die heimischen vier Wände, verstecken Essensreste in Hosentaschen und bringen pro Tag mehr Stöcke, Steine und Müll (NEIN, MAMA, NICHT WEGWERFEN … ICH BRAUCHE DEN ALTEN KAUGUMME NOCH!) mit nach Hause, als man auf einem handelsüblichen Balkon beherbergen kann, ohne Aufsehen zu erregen. Das führt leider dazu, dass man als Mutter entweder die ganze Zeit routiert, um die Wohnung einigermaßen frisch zu halten ODER sich um die Brut bemüht und dann abends in Sachen Bude-fein „nacharbeiten“ … oder einfach alles anzünden muss ;). Beides gleichzeitig – Haushalt perfekt machen und Kinder rund um die Uhr bespaßen ist so gut wie unmöglich. Warum? Weil Mamis auch nur zwei Hände haben, nicht hexen können und vielleicht sogar zwischendurch mal auf ihren vier Buchstaben sitzen und in Ruhe einen Kaffee trinken wollen. ALLES geht nicht! Das ist einfach so.

Ich persönlich habe das große Glück, dass wir uns alle zwei Wochen für drei Stunden eine Putzfee leisten können. Eine enorme Erleichterung, wie ich finde, da es mir oft (nein, IMMER) an der Motivation fehlt, Wasser in einen Putzeimer laufen zu lassen und irgendetwas in der Wohnung ernsthaft zu schrubben. Ich staubsauge gern und viel (was in erster Linie daran liegt, dass ich ohne diesen Einsatz ständig knietief durch Katzenstreu waten müsste) und räume im Prinzip ständig Kram (inklusive Spielzeug, dass nicht mehr gebraucht wird) weg, weil mich optisches Chaos mental so sehr belastet, als wäre ich der Monk persönlich. Staub hingegen juckt mich null. Es ist mir völlig Latte, was sich AUF Lampen, UNTER Betten oder HINTER der Couch so tummelt. Was ich nicht sehe, ist nicht da ;) . Auch ungeputzte Fenster stören mich kein Stück … außer es scheint die Sonne drauf. Dann finde ich das ätzend. Ich hole jedoch trotzdem keinen Lappen, sondern hoffe nur, dass es bald Abend wird :D . Natürlich nehme ich durchaus wahr, dass die Kalkablagerungen an den Wasserhähnen Handlungsbedarf signalisieren. Ich ignoriere es aber. Genauso wie den SCHMOK in meiner Shampoo- und Duschgel-Flaschen-Aufhängung im Badezimmer. Klar ist das eklig. Aber ich komm im Moment eben nicht dazu, mich darum auch noch zu kümmern. Und wenn ich ehrlich bin … hab ich auch keine Lust. So ist es eben. „Was solls?“, denke ich … bis die Putzfee anrollt. Dann beschleicht mich immer ein leises Gefühl der Scham, dass ich an so vielen OFFENSICHTLICHEN Pfui-Bah-Stellen nie selbst Hand anlege, sondern es einfach so lasse. „Oh je, was denkt sie bloß von mir!“ geistert es dann durch mein Hirn, als wäre ich eine 20er-Jahre-Mutti in Kittelschürze, die stets bemüht ist, vor den Nachbarn adrett und fleißig auszusehen. Voll bescheuert! Ich weiß es sogar! Ändern fällt trotzdem schwer.

Bitte vierteilen!

Noch viel intensiver schnappt das Selbstzweifel-Monster natürlich nach mir, wenn es darum geht, meinen Kindern gerecht zu werden. Mein Perfektion liebendes Mutti-Gen hat immense Schwierigkeiten mit Situationen, in denen ich entscheiden muss, um wen ich mich jetzt kümmere, weil ich eben kein Oktopus mit acht Armen bin. Ich könnte direkt mitheulen, wenn ich das Krümelchen weinend in der Wippe sitzen habe, während ich die Mausemaus bettfertig mache. Oder wenn ich die Große in die Warteschleife schicke, weil das Baby erst noch gestillt werden und in der Trage einschlafen muss, bevor ich mich an den Tisch setzen und mit ihr malen kann. Ich kann mich aber nun mal nicht vierteilen …

Ganz schlimm war es vor ein paar Wochen, als die kleine Madam wegen Krankheit nicht in die Kita konnte und der Krümel sich eine spaßige Kombination aus leichtem Infekt und Zahnungsschmerzen zugelegt hatte. Das war eine emotionale Zerreißprobe für mich. Ich WOLLTE schrecklich gerne meine fiebernde Tochter so betüddeln, wie sie es gebraucht hätte, mit ihr basteln und spielen, sie kuscheln und pflegen. Ich MUSSTE aber fast durchgehend das Baby beruhigen, tragen und trösten. Die Mausemaus hat in dieser Zeit vor dem iPad geklebt, weil sie sich zu schlecht fühlte, um allein zu spielen, aber zu gut, um zu schlafen (dieses Kind schläft leider nicht, wenn es krank ist … zumindest nicht unter 39,5 Fieber). Himmel, hatte ich ein schlechtes Gewissen. Bis mir einfiel, wie ICH es als Kind empfunden habe, wenn ich den ganzen Tag krank vor der Glotze liegen durfte, weil meine Mutter sich um meine kleine Schwester kümmern und tausend to-dos erledigen musste: nämlich GROßARTIG!!! Ich habe es geliebt und in vollen Zügen genossen, da der Fernseher normalerweise für uns Kinder nicht so oft lief. Genauso wird es wohl der Mausemaus gehen, wenn sie sich in ihre Höhle unter der pinkfarbenen Rutsche in unserem Wohnzimmer kuschelt, ich sie zudecke und ihr etwas zu knabbern hinstelle. Wie im verdammten Kinder-Himmel! Gewissensbisse meinerseits sind da echt überflüssig … auch wenn böse Stimmen rufen würden: DU LÄSST DEINE DREIJÄHRIGE DEN GANZEN TAG IPAD GUCKEN??? DU RABENMUTTER!!! Tja, und BÄM, schon schwitzt die Mutti wieder unter der Last des pädagogischen Versagens. Mist!

Wir miesen Mütter unter uns…

Da liegt mal wieder der sprichwörtliche Hund begraben: Wir Mamis zeigen ständig mit dem Finger aufeinander und machen uns gegenseitig das Eltern-Leben noch deutlich schwerer, als es doch eh schon ist. Dabei bin ich absolut sicher, dass ALLE Mamis Selbstzweifel kennen – nur eben unterschiedliche: Die einen, weil ihre Bude manchmal aussieht, als wäre darin eine Spielzeug-Bombe explodiert und sie keine Lust (oder Zeit oder beides) haben, ständig hinter den Kindern aufzuräumen. Die anderen, weil sie keine Baumhäuser bauen, dafür aber öfter als vielleicht zwingend notwendig die Fenster putzen. Manche ringen mit sich, weil sie arbeiten gehen (wollen oder müssen) und ihre Kinder länger als ihnen lieb ist in der Krippe lassen. Und jene, die NICHT arbeiten gehen, schämen sich hin und wieder dafür, dass sie „in den Augen der Gesellschaft“ kaum produktiv genug sind. Es gibt Mamis die sich regelmäßig Freizeiten ohne Kinder gönnen, in Form von Kurztrips mit Freundinnen oder auch nur mit Abenden ganz für sich allein (… mit Tequilla :D ), um nicht bekloppt zu werden. Andere weigern sich standhaft, gesunde Bio-Sachen zu kochen; gehen womöglich sogar am Wochenende mit der ganzen Familie Fastfood-essen! (PFUI! ;) )

Eigentlich eine echt schöne Gemeinsamkeit, die wir Mamis da haben, diese UNSINNIGEN Selbstzweifel und Gewissensbisse, die sich aufgrund unserer gezwungenermaßen gesetzten Prioritäten in unsere Hirne zecken! Da ist es doch echt schade, dass wir einander nicht mal auf die Schulter klopfen und uns das Gefühl geben, dass es richtig oder nachvollziehbar oder verdient oder was auch immer ist, was wir da tun. Stattdessen lästern wir über unsere „Kolleginnen im Mama-Job“, sobald deren Weg sich von unserem unterscheidet:

  • „Voll übel! Die putzt lieber, als sich mit ihren Kindern zu befassen!“
  • „Hast du gehört, DIE ist schon wieder zwei Tage ohne ihre Tochter unterwegs! Hat sie doch erst letztes Jahr gemacht!“
  • „Jeden Tag kommt sie ihr Kind als letztes in der Kita abholen, weil sie lieber Überstunden macht – ist das nicht schrecklich für den Kleinen?!“
  • „Schau mal, die sieht immer aus wie aus dem Ei gepellt. Aber ihr Nachwuchs … naja … der BEIßT manchmal andere Kinder!!!!“

Boah, da könnte ich ernsthaft kotzen! Das muss doch nicht sein, oder? Die Prioritäten, die wir setzten, richten sich nicht nach einer Norm oder einem Bilderbuch über einen Ponyhof! Sie richten sich nach UNSEREN, ganz individuellen Mami-Bedürfnissen! Denn DIE existieren doch auch noch, obwohl wir Kinder haben und vielleicht nicht mehr der Mittelpunkt unseres eigenen Lebens sind.
Ich persönlich habe halt diese Macke mit dem Staubsaugen (Krümel machen mich fertig … ich bin echt der Monk!) und brauche meine tägliche Dusch-Einheit, sonst fühle ich mich usselig und unwohl. Ja, ich nehme dafür in Kauf, dass das Baby an schlechten Tagen drei Minuten weint (länger braucht man als Mutter ja nicht für eine gründliche Wellness-Einlage :D ) und die Große sich so lange alleine beschäftigen muss. Und ja, manchmal fühle ich mich mies, wenn ich mich um etwas kümmere, das MIR wichtig ist und die Kinder deswegen gerade mal nichts supercooles mit der Mama basteln, malen oder spielen. Sollte ich aber nicht! Ich habe auch Rechte! Genauso wie jede andere Mutter! Denn: Wir geben jeden Tag unser allerbestes für unsere Sprößlinge – wir tun was immer nötig ist, damit diese ganze Familien-Kiste rund und sauber und GLÜCKLICH läuft. Aber wir müssen an einigen Stellen kapitulieren (zum Beispiel beim Schmock in der Badaufhängung ;) ), manchmal Prioritäten setzen, die nicht zugunsten der Kids ausfallen und uns Zeit für uns selbst nehmen – völlig wurscht, wie genau die aussieht. Wir MÜSSEN das tun, weil wir eben nicht hexen, uns vierteilen oder überschlagen können. Und das ist völlig in Ordnung! Ist es wirklich! Deshalb gehe ich jetzt duschen … ganze 5 Minuten!!! Jaha, ich lass es jetzt mal kackfrech total krachen! Weil ich es verdient habe ;)

PS: Wie immer freue ich mich, wenn ihr diesen Text teilt! Danke! <3

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14 Kommentare für “Schäm dich … NICHT!

  1. TOLLER ARTIKEL!!! Vielen Dank dafür. Ich habe an manchen Stellen herzhaft gelacht und ich finde mich in so einigen (nein, in allem ;) ) Sachen wieder. Habe 2 Kids mit 2 Jahren Abstand (die erste wird 3 und der zweite wird 1)
    Liebe Grüße und einen schönen Abend

  2. Zu später Stunde stöbere ich so auf deiner Seite durch das Archiv und finde diesen Artikel. DANKE für diesen tollen Text. Er lässt mich nun ruhig einschlafen und versöhnt mich mit einem Tag voller Zweifel und Stress ???

    Gute Nacht ??

  3. Danke für den Text! Da hab ich ja fast schon n schlechtes gewissen das mein mann mir so viel gut hilft! Aber das schlechtes gewissen hab ich ihm eh gegenüber! Aber oft denk ich auch “wenn er es mit machT und nix dagegen sagt…Selbst schuld” und ich geh morgen erstmal endlich wieder zur Massage! Juhuuu

  4. Oh man, ich bin sooo froh, dass es Deinen Blog gibt und ich ihn gefunden habe!!! Wie GUT ich das kenne und wie wenig man als Mutti mit anderen Muttis darüber spricht! Mit zwei Kindern in ähnlichem Abstand wie bei Dir, denke ich den ganzen Tag so. Und wenn ich mich abends aufs Sofa setze um mal eine halbe Stunde ich zu sein, dann plagt mich das schlechte Gewissen, weil ich eben nichts tue. Und ich kenne das auch so gut, wenn beide Kids plärren und man sich zerreißen möchte.
    Und auch wenn es der härteste Job der Welt ist (wann werden wir die Ansicht los, dass Muttis zu Hause nicht produktiv sind??!!! Mädels, es wird echt mal Zeit sich zu emanzipieren! ), lohnt es sich so unglaublich.

  5. Genau!!!! Auf österreichisch: Es keat mehr busselt! (Es gehört mehr geknutscht!) seid lieb zueinander und lieb zu euch! Sehr toll geschrieben!

    Eigentlich hätt ich es bei einem GENAU lassen können! Aber das wär dann schon wieder der Selbstzweifelarsch! Also wird das jetzt so abgeschickt! Bäm!

  6. ?? Danke für diesen wunderbaren Artikel! Ich habe herzhaft gelacht weil ich mich doch allzuoft darin wieder gefunden habe! Liebe Grüsse und einen schönen Abend wünsche ich allen! Lina

  7. Daumen hoch für den Artikel. Ganz ehrlich, man würde doch verrückt werden und durchdrehen, wenn man alles unter einen Hut bringen will. Man wird nie alles schaffen. Ganz ehrlich, wenn ich mit allen Zimmern fertig bin mit sauber machen und aufräumen, dann kann ich gleich wieder von vorne beginnen. Und wenn das nicht, wäre da ja noch die Ablage oder oder oder…. Ich muss da aber auch noch an mir arbeiten und gelassener werden. Und auch bevor ich Mama wurde, war die Bude nie wie geleckt sauber- obwohl ich da ja Zeit in Massen hatte- das war mir zu dem Zeitpunkt aber noch nicht klar :-) Ich wünsche dir und allen Supermüttern da draußen einen schönen Tag!