Geburtsbericht
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Leserin-Geburtsbericht: Lenja erzählt

2018 bekamen wir unser erstes absolutes Wunschkind nach langer Kinderwunschzeit.
In der Retrospektive würde ich sagen: ich war so entschlossen, eine natürliche Geburt zu erleben, dass ich mich daraufhin über Stunden durch sehr häufige und sehr starke Wehen und teils sogar Wehenstürme quälte und über lange Strecken fühlte, als würde Jedesmal, wenn ich nach Luft schnappte, erneut eine Welle über mich rollen. Ich lehnte alle Schmerzmittel ab, in der Angst, eine Intervention würde zur nächsten führen.
Doch schließlich folgte ich dem Rat der Geburtshelfer und ließ mir eine PDA geben, die mich geradezu erlöste. Dennoch kam es zu einem Geburtsstillstand und vielen Eingriffen, die für mich jedesmal mehr bedeuteten, mich von meinen Ideen zu verabschieden: Künstliche Eröffnung der Fruchtblase, Wehenhemmer, Wehentropf,  uvm
Letztendlich bekam ich Fieber, die Herztöne meines Babys wurden deutlich schlechter und es folgte ein eiliger Kaiserschnitt.
Es war noch sehr dramatisch, ich möchte nicht ins Detail gehen, da es mir eher darum geht, was ich daraus mitnehmen kann- und andere vielleicht auch?
Diese Geburt war für mich leider traumatisch und ich habe über ein Jahr gebraucht, um sie einigermaßen zu verarbeiten und immer wieder deswegen geweint und mit vielen Menschen darüber gesprochen.
Was ich anderen Frauen an Tröstlichem mitgeben kann: ich weiß seither, dass einer Frau wirklich in fast allen Situationen sehr gut geholfen werden kann. Und dass es so wichtig ist, innerlich frei und bereit zu sein,  eine Geburt als das anzunehmen, was sie ist: unkontrollierbar. Und sich möglichst offen auf alle Wendungen einzulassen, auch, wenn sie einem nicht gefallen. Ich habe viel Kraft gelassen im Kampf gegen alles und alle. Diese Kraft hätte ich dringend für mich und mein Kind gebraucht.
Und heute- meine Tochter ist fast zweieinhalb- entwickelt sie sich wirklich prächtig! Sie ist ein fröhliches, gesundes Kind. Ich möchte allen Mut machen, deren Kind einen schwierigen Start hatte und das in seinen ersten Lebenstagen nicht bei seiner Mama sein konnte. Und möchte jeder Frau, die etwas ähnliches erlebt hat raten, ein sogenanntes “Babyheilbad”zu machen, das für uns alle tatsächlich sehr heilsam war.
Diese erste Geburts- Erfahrung hätte beinahe dazu geführt, dass wir uns den Wunsch nach einem weiteren Kind nicht erfüllen. Gott sei Dank war unsere Zuversicht und Sehnsucht jedoch größer und so erwarteten wir im April 2020 unseren kleinen Sohn. Ich bin sehr dankbar dafür, dass die Klinik, für die ich mich entschied,  mich in meinem Wunsch unterstützte, erneut eine natürliche Geburt zu versuchen. Und  diesmal ging ich es ganz anders an:
Die gesamte Schwangerschaft über bereitete ich mich mit Hilfe von Hypnobirthing (Hilfreiche Atemtechniken! Mut machende Affirmationen, schöne innere Bilder) vor und tauschte mich intensiv mit anderen Frauen aus, die ähnliche Erfahrungen gemacht hatten wie ich und sich nun auch wünschten, natürlich zu gebären. Dies gelang mir auch mit wildfremden Frauen im Internet,  in einer sehr wertschätzenden Gruppe (Facebook:” Natürlich Gebären nach Kaiserschnitt- Tolac/Vbac”).  Und das Wichtigste: neben zahlreichen positiven Erfahrungsberichten von Frauen, die sogar nach mehreren Kaiserschnitten natürliche Geburten erleben  durften, gab es solche, die erneut per Kaiserschnitt entbunden hatten und diesmal im Reinen damit waren.
Und das war letztendlich sehr heilsam für mich, da diese zweite Geburt leider erneut im OP endete. Aber unter ganz anderen Vorzeichen: bis dahin hatte ich eine ruhige, zuversichtliche,  selbstbestimmte Zeit. Ich ging mit dem Flow, ich verbündete mich mit der Hebamme, kooperierte, sprach in Gedanken hilfreiche Affirmationen, machte meine Atemübungen,  bat um Alternativen, sagte freundlich aber bestimmt, was ich nicht wollte (als Beispiel: mein Blutdruck war zwischenzeitlich extrem niedrig, deshalb wollte die Ärztin mir etwas spritzen- was an der Einstichstelle brennen könnte, was Übelkeit verursachen könnte, etc. Ich hatte tatsächlich noch nichts gegessen, an dem Tag und bat darum, etwas essen und trinken zu können- das brachte dann auch den gewünschten Blutdruck- Anstieg. Oder: statt der ewigen abwechselnden Seitenlagerung,  die schon während der ersten Geburt wenig brachte,  bat ich darum, Positionen wie tiefe Hocke, Vierfüßlerstand, etc. ausprobieren zu dürfen). Letztendlich hatte sich mein Kind unter den Geburtswehen als Sternengucker gedreht, die Nabelschnur umschlang ihn zweimal und wickelte ihn so stramm ein, dass er nicht genug Spiel hatte, um ins Becken zu rutschen und mein Fruchtwasser war bereits grün, was dafür spricht, dass der Kleine Stress hatte. Es war also die richtige Entscheidung, auch ihn per Kaiserschnitt zu holen.
Und ja, ich verdrückte einige Tränen auf dem Weg in den OP- es ging mir so gut und ich wusste, das dem nach der Operation erstmal nicht mehr so sein würde… Aber:
Ich spürte und verstand, dass es richtig war. Ich kämpfte nicht dagegen an. Ich hatte das gute Gefühl, alles in meiner Macht stehende getan zu haben. Ich hatte viel weniger Schmerzen, konnte wenige Stunden nach dem Eingriff schon aufstehen, erholte mich wesentlich schneller, und und und. Das finde ich so spannend und möchte allen Frauen damit Mut machen, die bereits einen Kaiserschnitt hatten und sich vor einem zweiten fürchten: das “gleiche ” Ereignis: es kann ganz anders sein! Alles erdenklich Gute euch!

Diesen etwas anderen Geburtsbericht hat Lenja geschrieben. :)

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